Risiko Zug? So sicher ist Bahnfahren

Ein gewaltiger Spezialkran mit 250 Tonnen ist am Wochenende nötig, um die beschädigte Lok bei Burgrain aufzustellen. Auch mehrere Waggons des Zuges Richtung München waren am Freitag bei Garmisch auf die Seite gestürzt.
Gestern liefen die Aufräumarbeiten erneut an. Die Wrackteile verschwinden nach und nach, das große Fragezeichen bleibt noch immer: warum? Vor Trümmern stehen nicht nur die Helfer, sondern auch die Familien, die einen geliebten Menschen verloren haben.
Fünf Opfer - darunter Geflüchtete aus der Ukraine
Am Wochenende mussten die Einsatzkräfte ein fünftes Opfer vermelden - damit sind vier Frauen (32, 39, 51 und 70) sowie ein Bub im Teenageralter gestorben. Zwei der Frauen sollen Berichten zufolge aus der Ukraine stammen - sie waren mit ihren Kindern vor den Bomben in ihrer Heimat nach Deutschland geflohen.
Schock zum Start des 9-Euro-Tickets
Diese Schicksale, die Bilder der entgleisten Waggons schockieren den Freistaat und ganz Deutschland. Aktuell noch mehr, weil sich viele ein 9-Euro-Ticket gekauft haben und auf Regionalzüge umsteigen wollen. Sie fragen sich jetzt: Wie sicher sind Züge eigentlich?
Die Statistiken lassen keine Zweifel: Das Auto birgt weit mehr Risiko. Nimmt man die Zahlen vor der Corona-Pandemie - denn in der Krisen-Zeit fuhren sowohl weniger Menschen Auto als auch Zug - zeigt sich: 2019 starben 3.046 Menschen auf deutschen Straßen - aber nur 147 Menschen bei Zugunfällen.

Eisenbahn-Unfälle sind weniger geworden
Diese Unglücke sind zudem in den vergangenen Jahren weniger geworden: 2017 waren es noch 508 Eisenbahn-Unfälle "mit Personenschaden", wie es das Statistische Bundesamt trocken nennt. Im Pandemie-Jahr 2020: 432 - darunter sechs Entgleisungen. Diese Ursache wird derzeit auch in Garmisch vermutet. Entgleisungen sind der Statistik zufolge selten, und von 2010 bis 2019 starb dabei nur ein Mensch.
Ursachen für Zugunfälle
Welche Ursachen kann ein Zugunfall noch haben? Für 2020 wurden des Weiteren 15 Zusammenstöße von Zügen und 36 Kollisionen mit Gegenständen aufgezählt, berichten die "Stuttgarter Nachrichten". Die meisten Unfälle passieren an Bahnübergängen, bei Bauarbeiten oder wenn Menschen die Gleise betreten.
Die meisten Toten und Verletzten saßen nicht im Zug
Diese Tatsache bestätigt auch ein Blick auf die Toten und Verletzten. 2020 starben 160 Menschen bei Zugunfällen - darunter waren aber nur zwei Fahrgäste und sechs Bahnbedienstete. Die restlichen führt das Statistische Bundesamt unter "Sonstige Personen" - also Menschen, die nicht im Zug saßen. Auch bei den Schwerverletzten, insgesamt 103, waren nur sechs Fahrgäste und 15 Bahnbedienstete betroffen.
"Überall in Europa ist Bahnfahren sicherer als Autofahren"
Allianz pro Schiene ist davon überzeugt: "Überall in Europa ist Bahnfahren sicherer als Autofahren. Auch in Deutschland hält die Bahn ihren Spitzenplatz als sicherstes Verkehrsmittel." Das Bündnis hat errechnet (Stand 12/2021): Das Risiko, in einem Zug zu sterben, ist 57-mal geringer als in einem Auto. Auch das Verletzungsrisiko ist demnach 150-mal geringer (als Basis dafür gilt der Durchschnitt 2011 bis 2020 pro Milliarde Personenkilometer).
Unglücke lassen sich nie ausschließen
Einige Erklärungen dafür im Vergleich zum Autofahren: Die Lokführer sind ausgebildet, die Vorschriften streng. Das Eisenbahnbundesamt (EBA) fungiert zudem als Aufsichts- und Genehmigungsbehörde für die Eisenbahnen des Bundes. Gänzlich auszuschließen ist ein Unglück aber eben nie - sei es durch menschliche Fehler, Technikprobleme oder veraltete Systeme.