Rheuma – eine Krankheit mit vielen Gesichtern

Denn je früher die Behandlung startet, desto größer ist die Chance auf eine erfolgreiche Therapie. Deshalb sollten Betroffene bei ersten Anzeichen am besten gleich einen Rheumatologen zurate ziehen.
Am 12. Oktober ist es wieder so weit: Auf dem alljährlichen Welt-Rheuma-Tag informieren Fachleute über das Krankheitsbild und neue Entwicklungen in der Therapie von Rheuma. Dieses Jahr kann die Veranstaltung zwar coronabedingt nur virtuell stattfinden. Trotzdem ist das Themenspektrum vielfältig, genauso wie die Krankheit selbst.
Rheumaformen in der Übersicht
Rheuma hat viele verschiedene Gesichter. Die Deutsche Rheuma-Liga unterteilt die rund 100 unterschiedlichen Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises in vier Hauptgruppen:
1. Entzündlich-rheumatische Erkrankungen, die auf Autoimmunreaktionen zurückzuführen sind und schmerzhafte Entzündungen in Gelenken verursachen.
2. Degenerativ-rheumatische Erkrankungen, bei denen sich Gelenkknorpel oder die Wirbelsäule krankhaft verändern.
3. Chronische Schmerzsyndrome des Bewegungsapparates, bei denen meist durch Überlastung Weichteilgewebe, Muskeln, Sehnenansätze und -scheiden sowie Schleimbeutel betroffen sind.
4. Stoffwechselerkrankungen mit rheumatischen Beschwerden, wie beispielsweise Osteoporose oder Gicht.
Anzeichen früh erkennen
Wie wichtig schnelles Handeln ist, zeigen zum Beispiel die Rheumaformen der ersten Gruppe. Geht man nicht gegen die Entzündungen vor, kommt es zu Verknöcherungen in den Gelenken und sie versteifen. Dieser Schaden ist nicht mehr rückgängig zu machen. Deshalb sollten Betroffene bereits bei den ersten Anzeichen zum Arzt gehen.
Die häufigste Form ist die rheumatoide Arthritis (RA). Etwa einer von 100 Menschen in Deutschland leidet unter dieser chronischen Gelenkkrankheit. Sie beginnt damit, dass zunächst einzelne Gelenke schmerzen, anschwellen und sich morgens nur schwer bewegen lassen. Mit der Zeit kommen weitere hinzu. Der Patient fühlt sich außerdem schwach und ist müde.
Eine sehr spezielle Rheumaart, die sogenannte Psoriasis-Arthritis, trifft etwa ein Drittel von Patienten mit einer Schuppenflechte. Sie kann sogar auftreten, wenn noch keine Hauterscheinungen sichtbar sind. Die ersten Anzeichen für eine Psoriasis-Arthritis ähneln der einer RA: Mehrere Gelenke sind warm, schwellen an und tun weh. Besonders morgens sind sie steif. Der Unterschied ist, dass meist Gelenke auf nur einer Körperseite betroffen sind. Manchmal sind auch alle Gelenke eines Fingers oder Zehs betroffen. Dann spricht man von einem Wurstfinger oder -zeh.
Bei einer axialen Spondyloarthritis (axSpA) klagen die Betroffenen über Rückenschmerzen und Morgensteifigkeit. Sie ist in ihren Anfängen besonders schwer zu erkennen und wird schnell mit unspezifischem Kreuzschmerz verwechselt. Erst wenn die Krankheit weiter fortgeschritten ist, kann der Arzt sie auf einem Röntgenbild sehen. Dann lautet die Diagnose ankylosierende Spondylitis (AS), besser bekannt unter dem Namen Morbus Bechterew.
Forscher mahnen, genauer hinzusehen
Wissenschaftler der Universität von Sevilla sind der späten Diagnose der axSpA mit einer europäischen Querschnittsstudie auf den Grund gegangen. Sie fanden heraus, dass es durchschnittlich sieben Jahre dauert, bis die Krankheit erkannt wird. Vorher haben die Betroffenen viele verschiedene medizinische Fachabteilungen durchlaufen. Die Studie zeigt: Patienten mit Symptomen einer axSpA müssen schneller an einen Rheumatologen überwiesen werden. Denn eine frühe Behandlung kann den Krankheitsverlauf deutlich verlangsamen, und die Patienten bleiben länger beweglich.