Rettungsversuch am Nanga Parbat gescheitert

Zwei Hubschrauber waren gestartet, um die festsitzenden Südtiroler zu bergen - und mussten abdrehen. Ob bei einem neuen Versuch ein Helikopter überhaupt landen kann, ist ungewiss.
Beim Bergsteigerdrama am Nanga Parbat haben die Helfer den ersten Bergungsversuch der zwei festsitzenden Südtiroler wegen schlechten Wetters abgebrochen. Die Operation werde am Samstag fortgesetzt, sagte ein Sprecher des pakistanischen Tour-Anbieters Hushe Treks and Tours, Rashid Ahmad, am Freitagabend (Ortszeit).
Die Hubschrauber seien mit den zwei italienischen Bergsteigern Silvio Mondinelli und Maurizio Gallo an Bord, die die Rettungsarbeiten unterstützen, gestartet. Die Piloten hätten aber wegen der Wolken abdrehen müssen. Ahmad sagte, die festsitzenden Südtiroler Simon Kehrer und Walter Nones seien von den Helfern erneut gesichtet worden. Ahmad hatte zuvor gesagt, für den dritten Bergsteiger - den Südtiroler Karl Unterkircher, der am Dienstag in eine Bergspalte gestürzt war -, bestehe keine Hoffnung mehr. Die beiden Überlebenden säßen auf 7000 Metern Höhe fest. Sie könnten nicht alleine ins Basislager auf etwa 4000 Meter Höhe zurückkehren, «weil Regen und Sturm viele Felsspalten weit geöffnet haben». Ahmad warnte: «Die Zeit für die festsitzenden Bergsteiger läuft aus.» Sie könnten vermutlich nur noch zwei oder drei Tage ohne fremde Hilfe überleben.
Schwieriger Helikopter-Einsatz
Der Einsatz von Hubschraubern sei wegen der großen Höhe aber schwierig. Die Helikopter vom Typ «Ecureuil» oder «Lama» flögen normalerweise nicht höher als 4500 Meter. Sollte eine Luftrettung nicht gelingen, müssten Helfer zu den Festsitzenden aufsteigen, sagte Ahmad. Auch italienische Experten hielten es für unwahrscheinlich, dass Helikopter Nones und Kehrer an Bord nehmen könnten. Eine Landung in der Höhe sei äußerst schwierig, zitierte die Zeitung «La Repubblica» am Freitag den Alpinisten Agostino Da Polenza, der die Rettungsaktion von Italien aus koordiniert. Möglicherweise sollten von dem Hubschrauber Lebensmittel und andere Dinge abgeworfen werden, die zum Überleben der Alpinisten beitragen können. Erst wenn Nones und Kehrer den Nanga Parbat wieder ein Stück hinuntergestiegen seien, könnten Helikopter sie eventuell an Bord nehmen, hieß es weiter.
Reinhold Messner schockiert
Freunde der Bergsteiger hatten von Italien aus vergeblich andere Alpinisten in der Gegend gebeten, den beiden Südtirolern zu helfen. Die Saison für den Himalaya-Berg sei fast zu Ende und die meisten Bergsteiger schon auf dem Rückweg. Extrembergsteiger Reinhold Messner zeigte sich schockiert über den Tod Unterkirchers. Er sei «der neue Star des Alpinismus» gewesen. Messner sprach von einer «unglaublichen Tragödie». Unterkirchers Ehefrau Silke nahm Nones und Kehrer im Zusammenhang mit dem Tod ihres Mannes in Schutz. Dem Fernsehsender Sky sagte sie: «Sie haben sicher alles getan, um ihn zu retten.» Die von Unterkircher geleitete Gruppe hatte sich auf den Weg gemacht, den Gipfel über die noch nicht bestiegene Rakhiot-Eiswand zu erklimmen. Am Dienstag war Unterkircher dann in die Felsspalte gestürzt. Der 37- Jährige, der in Wolkenstein Gröden in den Dolomiten lebte, hinterlässt seine Frau und drei Kinder. (dpa)