Rettung der Bergleute in Chile: Der lange Weg nach oben
SANTIAGO DE CHILE - Rund 24 Stunden soll die spektakulärste Rettung im Bergbau dauern. Mit modernster Technik sollen 33 Bergleute aus der Tiefe geholt werden. Danach wartet ein neues Leben auf sie.
Die ganze Welt schaut auf Chile: In der Nacht zum Mittwoch sollte die Rettung beginnen.
Der Schacht: Der Rettungsschacht ist 624 Meter tief. Der Schacht ist nicht ganz gerade, nach 56 Metern ist er leicht gekrümmt, deswegen wurde er mit Metallrohren verstärkt. Sie sollen verhindern, dass Steine herausbrechen, auf die Kapsel fallen oder sich zwischen Schacht und Kapsel verkeilen.
Die Rettungskapsel: Die Kapsel „Phönix“ ist eine moderne Form der Dahlbuschbombe, die 1955 auf der Zeche Dahlbusch in Gelsenkirchen entwickelt wurde und auch beim „Wunder von Lengede“ (siehe unten) im Einsatz war. Phönix hat einen Durchmesser von nur 53 Zentimetern. Sie ist mit Kamera, Mikrofon und Lautsprecher und Sauerstoffflaschen ausgestattet.
Die Fahrt nach oben: Pro Bergarbeiter wird mit einer knappen Stunde gerechnet. Ein Kran zieht die Kapsel nach oben. Die Fahrt an sich dauert zwar nur 15 Minuten, dazu kommen rund 20 Minuten für das Einsteigen und weitere 20 Minuten, um die Kapsel wieder nach unten zu lassen. Die Kapsel rotiert während der Fahrt – besonders in Kurven – zehn bis zwölf Mal. Risiken sind neben Panikattacken Übelkeit und Blutgerinnsel. Die Männer tragen Trombosestrümpfe und Sauerstoffmaske. Um Übelkeit zu vermeiden, wurden sie mit kalorienreicher Flüssignahrung ernährt, die die Weltraumbehörde Nasa zur Verfügung gestellt hat.
Die Reihenfolge: Geborgen wird nach einer Liste: Die Ersten müssen psychisch stark sein, die Ungewissheit aushalten, möglicherweise mit Komplikationen umgehen. Danach kommen die körperlich Schwachen, am Ende die körperlich Fittesten. Schon bei den Vorbereitungen hatten einige Kumpel angemeldet, sie wollten die Letzten sein. Viele haben Angst vor der Fahrt. Die endgültige Reihenfolge bestimmen Sanitäter vor Ort.
Die Zukunft Oben warten nicht nur die Angehörigen und 2000 Journalisten – sondern ein neues Leben. Nach einer medizinischen Untersuchung dürfen die Kumpel ihre Familien sehen – danach werden sie ins Krankenhaus gebracht. Einige werden dann eine Woche Urlaub machen. Wie sie das Erlebnis verarbeiten, ist laut Experten unterschiedlich. Manche könnte es sogar stärken, andere könnten länger traumatisiert sein. Einig sind sich die Psychologen in einem: Sie werden wohl nie wieder unter Tage arbeiten. ta
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