Reiche fordern: Schröpft uns!

Vermögende Prominente machen sich für einen höheren Spitzensteuersatz stark. Auch Ex-Bischöfin Käßmann und Unionspolitiker wollen Wohlhabende stärker belasten
von  Abendzeitung
Herbert Grönemeyer, Marius Müller-Westernhagen, Dietmar Hopp
Herbert Grönemeyer, Marius Müller-Westernhagen, Dietmar Hopp © abendzeitung

MÜNCHEN - Vermögende Prominente machen sich für einen höheren Spitzensteuersatz stark. Auch Ex-Bischöfin Käßmann und Unionspolitiker wollen Wohlhabende stärker belasten

Schlanker Staat? Niedrige Abgaben? Von wegen. Wohlhabende Promis wollen zur Kasse gebeten werden: Die Musiker Herbert Grönemeyer und Marius Müller-Westernhagen fordern einen höheren Spitzensteuersatz, genauso 1860-Sponsor Ernst Prost . Andere Reiche haben sich zu einem Club zusammengeschlossen, der auf einen härteren Zugriff des Staates pocht.

„Es kann nicht sein, dass eine so reiche Gesellschaft wie die deutsche nicht in der Lage ist, ein ausbalanciertes Einkommensniveau zu erreichen“, sagte Grönemeyer dem „Spiegel“. Müller-Westernhagen vertritt eine ähnliche Position, allerdings mit Einschränkungen. „Mit einer sogenannten Vermögensteuer Geld zu versteuern, welches bereits versteuert ist, ist unlogisch“, sagte er. Ein höherer Spitzensteuersatz sei angesichts der Finanzkrise aber gerecht.

Die Initiative „Vermögende für eine Vermögensabgabe“. fordert schon länger, dass alle Bürger mit einem Vermögen von über einer halben Million Euro mehr zahlen. Auf den die Halbe-Million-Grenze übersteigenden Betrag sollte zwei Jahre lang eine fünfprozentige Abgabe fällig werden, so die 45 wohlhabenden Mitglieder. „Rund 2,2 Millionen Menschen in diesem Land wären davon betroffen,“ sagt der Initiator der Aktion, der Berliner Psychiater Dieter Lehmkuhl. „Das würde gut 100 Milliarden Euro in die Haushaltskasse spülen.“

Die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Margot Käßmann, glaubt ebenfalls, dass die Reichen am Sparprogramm der Bundesregierung stärker beteiligt werden sollten. Selbst Wirtschaftsführer und Unionspolitiker sorgen sich um die soziale Gerechtigkeit. SAP-Mitbegründer, Milliardär und Fußballmäzen Dietmar Hopp könnte sich mit höheren Steuern anfreunden, auch Andreas Schmitz, Boss der Privatbank HSBC Trinkaus.

Der Präsident des CDU-Wirtschaftsrates, Kurt Lauk, will die ermäßigte Mehrwertsteuer anheben, mittlere Einkommensbezieher entlasten und dafür den Spitzensteuersatz um zwei bis vier Prozentpunkte erhöhen. Hamburgs CDU-Bürgermeister Ole van Beust will ebenfalls, dass Reiche bis zu 47 Prozent Steuern zahlen. sun

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