Rechts oder links abbiegen? - Das Navi gibt den Weg vor
MÜNCHEN - Diese Frage führt(e) bei vielen Paaren zu Streit unterwegs. Jetzt sorgt das Navi für Harmonie. Inzwischen hört mindestens jede(r) zweite auf TomTom und Co.
Kaum etwas stellt eine Beziehung auf eine härtere Probe als gemeinsames Autofahren. Manchmal stressen schon ein paar Kilometer zum neuen Baumarkt. Richtig nervig wird’s auf der Fahrt in den Urlaub. Wenn er stundenlang am Steuer sitzt und sie daneben, die Straßenkarte auf dem Schoß.
Meist beginnt’s ganz harmlos mit seiner Frage: „Rechts oder links abbiegen?“
„Ich glaube links, Schatz.“ Sie dreht die Karte um 180 Grad. „Von mir aus gesehen.“
„Du hälst die Karte falsch“, belehrt er sie. „Zeig mal.“
„Meinst du, ich kann keine Karte lesen?“
„Gib schon her.“
Klar, dass sie die Ausfahrt verpassen, umkehren müssen, Zeit und Nerven verlieren. Millionen Reisende haben das erlebt. Jahrzehnte lang. Bis das Navi kam.
Inzwischen hört mindestens jede(r) zweite auf TomTom und Co. 2005 hat es noch 71 Prozent der deutschen Männer genervt, dass „Frauen keine Karten lesen können“. Jetzt ist’s nur noch für Mario Barth – „Männer sind primitiv, aber glücklich“ – ein Thema. Dass es ein Abenteuer sein kann, die falsche Abfahrt zu nehmen, interessiert immer weniger.
Das Navi gibt den Weg vor. Kaum ist der Motor angelassen, tippt Er oder Sie das Ziel ins (nachgerüstete) Gerät ein - Bing!
Entspannt sitzen beide da, voller Vertrauen in die meist weibliche Navi-Stimme. Selbst, wenn das Navi mal unzuverlässig ist und sie in Mühlheim am Inn statt an der Donau landen - gibt’s keinen Zoff. „Da war das Navi wohl überfordert“, sagt er fast nachsichtig. Und sie ergänzt: „Ist eh ein Wunder, was der kleine Apparat alles kann.“ Lachend kehren sie um.
„Seit wir ein Navi haben, haben wir keinen Streit im Auto mehr“, sagen 53, 5 Prozent der Deutschen, so eine aktuelle Studie. Superstar-Sucher Dieter Bohlen setzt noch einen drauf: „Die einzige Frau auf die ich höre, ist die Frauenstimme aus dem Navi.“ Zu viel Ehre für das kleine Ding? Offenbar nicht. Es hat die Straßenkarten und Atlanten verdrängt. Deren Umsatz ist um 25,6 Prozent zurückgegangen.
„Dem Navi widerspricht man nicht, es macht gelassener“, hat Peter Seemann vom ADAC festgestellt. „Wenn ein Paar zehn Stunden auf engstem Raum unterwegs, sich im Auto auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist, braucht es gute Nerven.“ Der Verkehrspsychologe zur AZ: „Die kann es ohne Navi verlieren, wenn der oder die – wer halt die Karte liest, wenig Übung darin hat.“
Renate Schramm
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