Tödliches Gift hergestellt: Jugendlicher im Visier

In einem Labor unter dem Dach des Elternhauses soll ein Jugendlicher aus Sachsen tödliches Gift hergestellt haben. Die Polizei kommt ihm auf die Schliche. Aber was wollte der 16-Jährige damit?
André Jahnke, dpa |
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Experten des LKA betreten unter Vollschutz ein Wohnhaus in Zeithain, in dem Giftstoffe gelagert sein sollen.
Experten des LKA betreten unter Vollschutz ein Wohnhaus in Zeithain, in dem Giftstoffe gelagert sein sollen. © Daniel Wagner/dpa
Zeithain

Die Szenerie erinnert an einen Endzeitfilm: Einsatzkräfte in silbernen Schutzanzügen mit Hauben über dem Kopf gehen in ein Wohnhaus im sächsischen Zeithain. Im Dachgeschoss des Elternhauses soll ein 16-Jähriger in einem selbst eingerichteten Labor tödliches Gift hergestellt und aufbewahrt haben. "Gegen den 16-Jährigen wird wegen des Verstoßes gegen das Kriegswaffengesetz ermittelt", sagte Kay Anders vom sächsischen Landeskriminalamt (LKA).

Experten in Vollschutz im Einsatz

Die kleine, mit Pflastersteinen ausgelegte Straße, ist komplett blockiert von Fahrzeugen der Feuerwehr und Beamten des LKA. Der Blick auf den alten Dreiseitenhof bleibt verwehrt. Die Feuerwehr hatte am Vormittag eine sogenannte Dekontaminationsstrecke aufgebaut, erläuterte Anders vom LKA. "Ein Expertenteam des LKA ist nun unter Vollschutz in das Gebäude gegangen und wird das Labor untersuchen."

Mehrere Ampullen eines Gemisches aus Aconitin und Ricin soll der Jugendliche hier stehen haben. Ricin ist eine biologische Waffe im Sinne des Kriegswaffenkontrollgesetzes. Experten des Robert Koch-Instituts (RKI) sind zur Unterstützung vor Ort, bestätigte der LKA-Sprecher.

Bereits niedrige Konzentrationen können tödlich sein

Das extrem giftige Pflanzengift Ricin kann bereits in sehr niedrigen Konzentrationen tödlich wirken. Gewonnen wird es nach Angaben des RKI vor allem aus den Samen des Rizinusbaums (Ricinus communis). 

Das Alkaloid Aconitin ist nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) im Blauen Eisenhut enthalten. "Sämtliche Teile der Pflanze enthalten Aconitin, das giftiger ist als das aus Krimis wohlbekannte Strychnin", schreibt das BfR. Für erwachsene Menschen seien bereits etwa zwei bis sechs Milligramm - also Tausendstel Gramm - reines Aconitin tödlich.

Keine Gefahr für Kita und Grundschule

Direkt anschließend an das Wohnhaus befinden sich eine Kindertagesstätte und eine Grundschule. "Die beiden Einrichtungen wurden informiert aber nicht evakuiert. Es besteht keine Gefahr für die Bevölkerung", betonte LKA-Sprecher Kay Anders.

Gelände ist großräumig abgesperrt

Die ermittlungstechnischen Maßnahmen dauerten am späten Mittag noch an. Ziel sei es, sämtliche giftige Substanzen und sonstige Beweismittel sicherzustellen, hieß es weiter. Das Gelände ist großräumig – inklusive sämtlicher Zufahrtsstraßen – abgesperrt.

Ein Haftbefehl wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft nicht beantragt. Der Beschuldigte sei nicht vorbestraft, Haftgründe lägen nach derzeitigem Stand der Ermittlungen nicht vor.

16-Jähriger zuvor bereist im Visier der Ermittler 

Der 16-Jährige war bereits vor einigen Monaten im Visier der Ermittler geraten. "Es hatte bei dem Verdächtigen bereits im Dezember vergangenen Jahres eine Durchsuchung gegeben. Dabei waren geringe Mengen der Giftstoffe entdeckt worden", sagte Kay Anders vom Landeskriminalamt Sachsen der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage.

Damals habe es Hinweise gegeben durch Händler, die verpflichtet sind bei sensiblen Verkäufen wie Schutzausrüstung und Labortechnik die Behörden zu informieren. "Offenbar hat der Jugendliche nicht aufgehört und hat sich erneut Samen der Pflanzen besorgt", erläuterte Anders.

Noch ist unklar, wann erste Ergebnisse der Durchsuchungen bekanntgegeben werden. Auch zu den Hintergründen und was der Jugendliche mit dem Gift tun wollte, äußern sich die Ermittler derzeit nicht. Ob der Jugendliche bereits befragt wurde, sagte der LKA-Sprecher nicht. Bei Jugendlichen bestünden ohnehin strenge Vorgaben bei Befragungen.

Hinweis: Diese Meldung ist Teil eines automatisierten Angebots der nach strengen journalistischen Regeln arbeitenden Deutschen Presse-Agentur (dpa). Sie wird von der AZ-Onlineredaktion nicht bearbeitet oder geprüft. Fragen und Hinweise bitte an feedback@az-muenchen.de

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