Razzia gegen die Mafia: Gegen die Familie

Er ist die größte Razzia gegen die Mafia in der US-Justizgeschichte: 127 mutmaßliche Gangster wurden festgenommen – Überläufer hatten die Fahndungserfolge ermöglicht.
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Angelo Spata, ein mutmaßliches Mitglied der Colambo-Familie, wird aus dem Bundesgericht in Brooklyn geführt.
AP Angelo Spata, ein mutmaßliches Mitglied der Colambo-Familie, wird aus dem Bundesgericht in Brooklyn geführt.

Er ist die größte Razzia gegen die Mafia in der US-Justizgeschichte: 127 mutmaßliche Gangster wurden festgenommen – Überläufer hatten die Fahndungserfolge ermöglicht.

Joseph Watts war der Mann fürs Schmutzige. Er erledigte Aufträge für die Gambino-Familie, einen New Yorker Mafia-Clan. Als 1989 ein verhaftetes Gambino-Mitglied bei der Polizei zu plaudern drohte, war das ein Fall für den Berufskiller: Er heuerte ein Mord-Team an, hub ein Grab aus und wartete mit gezückter Waffe vor einer Garage. Das Opfer entging dem Anschlag, wurde aber wenige Tage später von einem anderen Killertrupp erschossen.

Joseph Watts ist einer von 127 mutmaßlichen Mafiosi, die jetzt im Morgengrauen im Großraum New York verhaftet worden sind. Nur drei Männer gingen den 800 Polizisten durch die Lappen. US-Justizminister Eric Holder sprach vom bisher größten Schlag gegen das organisierte Verbrechen in der Justiz-Geschichte der USA. Die Polizei verdankt ihren Coup den Aussagen von Mafia-Aussteigern, die in tausende Verhören, die Strukturen der Clans offen legten. Dazu wurden die Telefone der Verdächtigen abgehört. Dass die Mafia-Familien damit der Vergangenheit angehörten, bezeichnete FBI-Chef Janice K. Fedarcyk allerdings als „Mythos“.

Die Verhafteten, alle Mitglieder der fünf italienischen Mafia-Familien im Raum New York, wurden zunächst auf das Gefängnis-Schiff in Fort Hamilton vor der Küste New Yorks gebracht. Darunter der 83-jährige Luigi Manocchio, ehemaliger Kopf der Patriarca-Famile, von dem man sagt, er sei als Frau verkleidet oft der Verhaftung entgangen. Neben den italienisch-stämmigen Familien spielen längst osteuropäische und chinesische Banden eine große Rolle in der New Yorker Unterwelt.

Die Gangster mögen Nadelstreifenanzug gegen Lederjacke, Melone gegen Baseball-Cap eingetauscht haben – die Verbrechen sind immer noch die gleichen, wie zu Zeiten Al Capones: Drogenhandel, Erpressung, Hehlerei, Zuhälterei und natürlich Mord wirft die Staatsanwaltschaft den 127 Verhafteten vor.

Die Details, die über die Taten nach außen dringen, sind haarsträubend: So sollen mehrere Männer bei einer Schießerei in einer Bar getötet worden sein – Auslöser war ein verschütteter Drink. Außerdem bestochen die Mafiosi Polizisten, schlugen Zeugen zusammen und kontrollierten Bars und Strip-Clubs. Hoffnung, dass künftig weniger Bandenkriminalität in New York herrscht, hat FBI-Chef Fedarcyk allerdings nicht: „Die Mafia ist erstaunlich anpassungsfähig. Verhaftungen und Verurteilungen ranghoher Mitglieder der fünf Familien, haben bisher das Problem nicht aus der Welt schaffen können.“

jo

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