Raumfahrer Gerst: Eindrücke im All „fantastisch“
Nach der ersten Nacht im Kosmos schwärmt Raumfahrer Gerst vom Leben zwischen den Sternen. Beim Einrichten auf dem Außenposten der Menschheit bleibt Zeit für atemberaubende Blicke auf die Erde.
Moskau – Begeistert von neuen Eindrücken hat sich der deutsche Astronaut Alexander Gerst zu Beginn seiner sechsmonatigen Mission aus dem All gemeldet. „Hatten einen unbeschreiblichen Start, es ist fantastisch hier. Allen geht es gut“, schrieb der 38-Jährige von der Internationalen Raumstation ISS beim Kurznachrichtendienst Twitter. Sechs Jahre nach dem letzten Deutschen auf der ISS, Hans Schlegel, hisste Gerst rund 400 Kilometer über der Erde die deutsche Flagge auf dem Außenposten der Menschheit.
Der Geophysiker befestigte die kleine Fahne in einer Ecke mit russisch-orthodoxen Ikonen und einem Foto von Weltraumpionier Juri Gagarin. Dort hängen auch Länderflaggen seiner Kollegen Maxim Surajew aus Russland und Reid Wiseman aus den USA. Am Tag nach seiner Ankunft müsse er sich erst einmal auf der ISS zurechtfinden. „Vieles noch neu und völlig unbekannt“, schrieb Gerst. Er habe zunächst einige Experimente vorbereiten müssen.
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„Und ab und zu natürlich aus dem Fenster schauen“, teilte er am Freitag mit. Er kenne das Gefühl nach der Ankunft noch gut, meinte der deutsche Ex-Astronaut Thomas Reiter von der Europäischen Raumfahrtagentur (Esa). „Als Raumfahrer prägen Sie sich vor dem Start zwar den Aufbau der ISS genau ein – aber wenn Sie dann nach der Ankunft völlig schwerelos kopfüber hereinschweben, sieht alles ganz anders aus.“
Gerst wohne während seiner etwa 166 Tage langen Mission im westlichen Teil der Raumstation, dem Modul „Harmony“, sagte Volker Schmid vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). „Die derzeit sechs Besatzungsmitglieder der ISS haben jeweils eine kleine Kammer, etwa so groß wie eine Telefonzelle.“ Gerst war am Donnerstag in einer Sojus-Kapsel mit zwei Kollegen aus Russland und den USA an der Raumstation eingetroffen.
Der Geophysiker aus Künzelsau in Baden-Württemberg ist der elfte Deutsche im All und der dritte Deutsche auf der ISS, wo er bis November bleiben soll. Der deutsche Ex-Astronaut Ulf Merbold plädierte unterdessen dafür, dass Deutschland mehr Verantwortung in der Raumfahrt übernimmt – so wie die USA unter Präsident John F. Kennedy. „Ich träume von einem deutschen Kennedy, der sagt, wo's langgeht“, sagte Merbold. So würde er die Entwicklung eines eigenen europäischen Raumschiffs begrüßen.