Rasende Scheichs empören die Londoner

Nächtliche Autorennen in Luxusschlitten, so geht es derzeit in London zu. Eine Bürgerinitiative der Betuchten wehrt sich jetzt dagegen.
LONDON „Not amused“ sind gerade Hunderte von Londonern. Aufjaulende Motoren und quietschende Bremsen schrecken sie aus ihrem Schlaf im noblen Viertel Knightsbridge. Inzwischen haben die Betuchten sogar eine Bürgerinitiative gegen den Lärm gegründet. Ihre Gegner sind noch Betuchtere: Junge Playboys aus den Golfstaaten liefern sich rund ums Edel-Kaufhaus Harrods nächtliche Autorennen – in Bugattis, Ferraris und Lamborghinis.
Die haben sich die jungen Scheichs mit ihren Privat-Jets aus ihren arabischen Ölstaaten einfliegen lassen. Fast jede Nacht donnern sie durch schicke Einkaufsstraßen und exklusive Wohngegenden rund um die Sloane Street mit ihrer massiven Häufung von Edelboutiquen.
„Ein Rolls Royce läuft leise, ein Super-Sportauto aber nicht. Es ist so, als würde man an der Startrampe von Le Mans wohnen“, vergleicht Initiativen-Begründer Bruce Beringer die Situation mit der an der französischen Autorennstrecke. „Wir sind nicht fremdenfeindlich. London ist eine weltoffene Stadt. Aber das Leben in dieser Gegend wird immer unangenehmer“, sagt er.
Die ohrenbetäubenden Autorennen, auch „cruising parties“ genannt, beginnen meist zu Geschäftsschluss am Abend und dauern bis zum frühen Morgen, berichtet Beringer.
Neben dem Nervenkitzel, am Steuer eines Lamborghini an den Luxusläden vorbei zu rauschen, wollten die Fahrer mit dem Abspielen lauter arabischer Musik auch den Passanten auf den breiten Bürgersteigen imponieren. Oft seien dies Familien aus Golfstaaten, die sich in der Gegend niedergelassen haben oder auf London-Besuch sind.
Auch unter ihnen gibt es Unmut. So ist Hisham Alireza, ein Geschäftsmann aus Saudi-Arabien, entsetzt: „Das Problem ist, sie kommen aus einer Gesellschaft, in der Männer und Frauen getrennte Leben führen. Und wenn sie im Sommer nach London kommen, drehen sie einfach durch“, sagte er dem „Daily Telegraph“. Anna Tomforde