Ran an den Mann
Gaby Hauptmann schreibt Bestseller über den Beziehungs-Dschungel, ist Frauen-Freundin wie Männer-Versteherin – und hat ein neues Buch verfasst über einen Seitensprung und die Folgen auf Mallorca
AZ: Frau Hauptmann, Sie kommen nach Hause, finden Ihren Lebensgefährten mit einer jüngeren Frau im Bett – wie reagieren Sie?
Ich ziehe aus. Sofort.
Das macht auch Clara, die Heldin in Ihrem neuen Roman „Rückflug zu verschenken“ (Piper). Deren Partner findet das albern. Glauben Männer, sie können sich alles erlauben?
Sie betrachten den „Ausrutscher“ als nicht gravierend – nach dem Motto: Das hat mit uns und unserer Beziehung nichts zu tun. Aber wenn man jemanden mit nach Hause nimmt, ins eigene Bett, ist das halt was Anderes, als wenn's in der Besenkammer passiert.
„Gabys Heldinnen lassen sich nichts gefallen“, hat mal Ihr guter Freund Martin Walser gesagt, der wie Sie am Bodensee wohnt. „Das haben sie von ihrer Autorin.“ Hat er Recht?
Ja, ich habe Mühe mit Frauen, die ihr Leben lang versuchen, ihrem Mann alles Recht zu machen, ihn als gottgegeben nehmen, obwohl er sie eigentlich nur verarscht und den Sexprotz gibt.
Zum Dessert im Hotel gibt's den Zimmerschlüssel
Würden Sie einen Seitensprung beichten?
Da fragen Sie mich jetzt was – ich bin seit zehn Jahren streng liiert und mein Kerl ist so eifersüchtig (lacht). Ich würde ihn beichten, wenn's ein so einschneidendes Erlebnis für mich wäre, dass ich für unsere Beziehung eine Lösung suchen müsste.
„Ran an den Mann“ heißt ein Buch von Ihnen. Sind Sie bei Ihrem Kerl auch ran gegangen?
Er kam mir zuvor. Aber dann habe ich ihn mittags in ein tolles Hotel zum Essen eingeladen und ihm als Dessert den Zimmerschlüssel auf einem Teller servieren lassen. Aus der Nummer kam er nicht mehr raus.
Was lieben Sie an ihm?
Er hat einen brillanten Verstand und trockenen Humor, bringt mir auch mal das Frühstück ans Bett, kann kochen, fährt Motorrad. Er gefällt mir in Jeans wie Smoking. Und Sex hat bei uns beiden den gleichen Stellenwert.
Was nervt Sie an Männern?
Das Gleiche, was sie – je nach Situation – unwiderstehlich macht. Dass sie so anders sind als wir Frauen. Wir passen uns an, verleugnen unseren Sport, Freundeskreis und sonst was für ihn. Männer aber verändern sich nicht.
Sind die so klar gestrickt?
Und ob! Sie tragen ihre ausgebeulten Hosen bis zum Lebensende und reagieren nicht auf unsere Finessen. Wenn eine Frau sagt: Meine Nachbarin kriegt von ihrem Freund immer so schöne Blumen, dann denkt sie, er checkt's, bringt ihr auch welche mit. Aber er sagt nur: Wie schön für sie.
Läuft Ihr Kerl auch mit Beulen rum?
Die konnte ich ihm ausreden, mehr nicht.
Was möchten Sie ihm noch abgewöhnen?
Das Rauchen. Aber ich lass ihm sein Leben. In den Stunden, in denen wir uns sehen - am Wochenende und im Urlaub, da mäkle ich nicht an ihm rum.
Warum sie und ihr Freund nicht zusammen leben
Er ist Anwalt in Stuttgart, Sie schreiben am Bodensee...
...das sind nur 42 Kilometer Autobahn.
Warum wohnen Sie und Botho von La Chevallerie nicht unter einem Dach?
Ich habe einen anderen Rhythmus. Morgens Büroarbeit, nachmittags das Kind und sonstwas, abends schreib ich. Würden wir zusammenleben, würde ich mich genötigt fühlen, abends für ihn dazu sein, nicht mehr zu schreiben. Dann verhungern wir.
Das Kind heißt Valeska, ist 17. Geben Sie ihr Tipps für den Beziehungs-Dschungel?
Da lacht sie sich tot, wenn ich das täte. Seit sie zwölf ist, ist sie auf dem Befreiungskampf. Vor zwei Jahren hat sie einem Freund erklärt, dass er keineRechte auf sie hat – nur, weil er dies und das für sie tut.
Gehen die Jungen von heute anders miteinander um als ihre Eltern?
Heute schieben Großväter die Kinderwagen ihrer Enkel. Das hätten sie bei ihren eigenen Kindern nie getan.
Und wie ist's mit dem Suchen und Finden der Liebe?
Immer noch schwierig. Männer verstehen nicht, wie wir ticken. Und wir wissen nicht, wen wir wollen. Einerseits soll er unsere Tiefen ausloten, andererseits sein Motorrad reparieren.
Abgesehen von Ihrem Kerl, mit wem würden Sie gern mal den Abend verbringen?
Mit Bruce Willis, der hat das gewisse Etwas, oder mit Til Schweiger, den finde ich witzig. Und immer wieder mit dem wunderbaren Martin Walser. Wenn ich ihm ein kurzes Fax schicke: Komme heute abend vorbei, seid Ihr da? – faxt er drei Seiten voller Poesie zurück.
"Igitt - feuchte Küsse finde ich abstoßend"
Sie haben ihr Buch zwei Gabys gewidmet. Wem vertrauen Sie mehr – Frauen oder Männern?
Frauen. Sie haben mich nie im Stich gelassen. Männer dagegen haben mehrfach versucht, mich beruflich rauszukegeln. Hinter allem, was sie tun, steckt eine Absicht. Auch beim Küssen.
Der Kuss als Vorspiel?
Die Spucke. Männer küssen so feucht, weil sie mit der Spucke Testosteron abgeben und uns so Lust auf Sex machen wollen.
Wirkt's bei Ihnen?
Igitt, ich finde es abstoßend. Das war auch ein Grund, warum ich an Botho hängen geblieben bin. Er kann wirklich küssen. Bei unserem zweiten Date haben wir uns eine Stunde über einen Tisch hinweg geküsst – Wow!
Was finden Sie an sich nicht Wow?
Dass ich keine Geduld habe.
Mit Ursula von der Leyen plant sie ein Projekt
Mit ein Grund, warum Sie seit 26 Jahren Porsche fahren?
Ich mag's schnell – nicht nur auf Autobahnen. Wenn's langsam geht, werde ich supernervös und fürchte, dass mir meine Lebenszeit davon läuft.
So richtig schnell läuft's in der Politik nicht immer. Trotzdem haben Sie sich mal als Familienministerin angeboten.
Das war bei einem Treffen mit Gerhard Schröder, damals war er noch Ministerpräsident und keiner dachte, dass er Kanzler wird. Es war mehr ein Spaß. Inzwischen bin in Kontakt mit Ursula von der Leyen.
Weshalb?
Es geht um Patenschaften für arme und vernachlässigte Kinder in Deutschland. Wir doktoren an einem Projekt rum.
Doktoren Sie auch schon am nächsten Buch?
Ich habe immer Geschichten im Kopf.
Wie wär's mit einem Männer-Buch?
Kein Bedarf. Auch wenn ich so genannte Frauen-Literatur schreibe – ein unsinniges Etikett, Tier-Experten schreiben ja auch keine Hundeliteratur - ich habe viele Leser.
Und, lernen die dazu?
Naja. Einer mailte mir kürzlich: „Habe drei Bücher von Ihnen gelesen. Erkenne mich in einigen Männern und ihren Fehler wieder. Werde mich aber nicht ändern. Meine Freundin liebt mich, wie ich bin.“
Interview: Renate Schramm