Rammstein und Bushido: Tabu im Bundeswehr-Radio in Afghanistan

BERLIN/HAMBURG - Die deutschen Soldaten in Afghanistan dürfen im Radio nicht jede Musik hören, die ihnen gefällt. Warum manche Lieder, wie zum Beispiel der Gassenhauer "Viva Colonia", in manchen Situationen mehr als unpassend sind.
Die deutschen Soldaten in Afghanistan mögen harten Rap von Bushido und Brachialrock von Rammstein oder den Böhsen Onkelz – für die Bundeswehr ist das ein Problem, denn das Radio der Truppe kann aus politischen Gründen nicht alles spielen. Das berichtet die Musikzeitschrift „Rolling Stone“ in ihrer neuen Ausgabe, die am Donnerstag erscheint.
Das Magazin zitiert Hauptmann Christian Wahl von Radio Andernach in Mayen (Rheinland-Pfalz): „Rammstein wird nicht so oft im Programm gespielt, wie es eigentlich gewünscht wird“, sagte er. „Hier kann es zu einer verzerrten Darstellung und Wahrnehmung Deutschlands im Ausland kommen.“ Unter anderem könne allein schon das rollende „R“ in der Diktion mancher Songs Erinnerungen an den Nationalsozialismus wecken.
Auch der Berliner Rapper Bushido werde zwar oft gewünscht, habe es jedoch mit seinen expliziten Texten schwer im Truppenbetreuungs- Sender, der auch von Afghanen empfangen werden kann. „Ich möchte die Menschen ja nicht in ihren Werten verletzen.“ Immerhin können nach Erkenntnissen der Truppe vier Prozent der Afghanen Deutsch.
Und auch ganz andere Bedenken prägen die Musikauswahl für die Soldaten. Während der Karnevalszeit standen laut Wahl beliebte Gassenhauer wie „Viva Colonia“ auf dem Index. Die Begründung: „Ein Soldat sitzt im Panzer in Afghanistan und hört Radio Andernach. Wenn er Pech hat, wird er in die Luft gesprengt und kommt nicht wieder. Dem kann ich "Da simmer dabei, das ist prima" nicht zumuten.“
dpa