Raabs Turmspringen: Warum er nicht baden geht

MÜNCHEN - Mehr oder weniger prominente Menschen lassen sich in der Olympiaschwimmhalle aus drei bis zehn Metern ins Wasser fallen. Das klingt langweilig, war's aber nicht
Absturz, Sinkflug, geht baden oder unter, gerät ins Schwimmen . . . Bei keiner Disziplin dürfte die Auswahl an Verriss-Metaphern für Journalisten so groß sein wie beim Turmspringen. Trotzdem, auch wenn die Verlockung groß ist: Das Event am gestrigen Abend gehörte wieder einmal zum kurzweiligsten, was das deutsche Fernsehen derzeit in der Unterhaltungs-Sparte zu bieten hat. 2,8 Millionen sahen die Sendung auf ProSieben – und 2500 in der ausverkauften Olympiaschwimmhalle.
Wahrscheinlich ist es diese allen Stefan-Raab-Produktionen („Wok-WM“, „Schlag den Raab“ und schätzungsweise rund 1000 andere) eigene Mischung aus reinem Spaß und heiligem Ernst, die das Publikum anzieht. Schmarrn ja – aber bitte nach festen Wettkampfbestimmungen: „Jegliches Risiko und die Verantwortung für 10-Meter-Sprünge trägt uneingeschränkt der Wettkämpfer“, hieß es zum Beispiel streng im vorher an die Presse ausgeteilten „Austragungsmodus“.
Kennen Sie Tialda, Hadnet, Ilka Semmler und Miss März?
Dass das kein Marketing-Gag ist, wurde jedoch spätestens deutlich, als sich ProSieben-Schönling Daniel Aminati vom 10-Meter-Turm stürzte, auf dem Rücken landete – und danach in ärztlicher Behandlung. „Für den Fall des Falles“, lautete die passende Bandenwerbung einer Versicherung. Trotzdem sprang der taffe „taff“-Moderator gleich noch ein zweites Mal.
Die Olympiaschwimmhalle tobte vier Stunden lang, und das obwohl sich überwiegend unbekannte Prominente im Becken aufhielten – oder kennen Sie Tialda, Hadnet, Ilka Semmler, Miss März, Margerita Waldmann und Gabby?
Aber das war offenbar irgendwie egal, schließlich gab’s immer noch Rampensau Raab, der schon zu Beginn sein Revier markierte, mit einem Luftkissenboot und in schneeweißem Kapitänsanzug durchs Stadion röhrte. Dazu sein nachnamensloser Leibeigener Elton, Moderator Oliver Welke, die Band A-ha und der alerte Beckenrandreporter Matthias Opdenhövel – das ließ sich trotz der akustisch immer etwas schwierigen Sonya Kraus erstaunlicherweise gut ertragen.
Vom Turner zum Turmspringer
Im Einzelwettkampf gewann Fabian Hambüchen, der nach seiner Turner-Karriere problemlos als Turmspringer reüssieren könnte – bei der Siegerehrung jedoch selbst auf dem Treppchen noch kleiner war als der zweitplatzierte Schauspieler Steffen Groth.
Schwere Konkurrenz droht Gerüchten zufolge beim nächsten Mal: Reiner Calmund, der Mann mit der Verdrängung eines Orcas, springt dann eventuell mit. Free Reiner.
Timo Lokoschat
Die Platzierungen im Einzelwettbewerb:
Gold: Fabian Hambüchen
Silber: Steffen Groth
Bronze: Joey Kelly
4. Britta Kamrau
5. Alexandra Rietz
Die Platzierungen im Synchronwettbewerb:
Gold: Joey Kelly / Peter Imhof
Silber: Steffen Groth / Patrick Nuo
Bronze: Ilka Semmler / Britta Kamrau
4. Stefan Raab / Elton
5. Norbert Dobeleit / Kai Böcking