Putins Hatz gegen Pussy-Punk-Band

Weil sie öffentlich die Vertreibung des Präsidenten fordern, fährt der Kreml schwere Geschütze gegen drei Punk-Musikerinnen auf. Münchner protestieren heute gegen den Prozess.
Moskau - Heute haben auch die Münchner Gelegenheit, gegen einen der bizzarsten Schauprozesse in Russland zu protestieren: Von 17.30 bis 18.30 Uhr findet vor dem Russischen Generalkonsulat am Europaplatz (oberhalb des Friedensengels) eine Aktion von Amnesty International gegen die drohende Verurteilung der Frauen-Punkband „Pussy Riot” in Moskau statt. Den drei jungen Frauen wird Randalieren in einer Kirche vorgeworfen.
Rückblende: Am 21. Februar, zwei Wochen vor der Präsidentschaftswahl, tanzen Nadeschda Tolokonnikowa (22) und Maria Aljochina (24) – beide junge Mütter – sowie Jekaterina Samuzewitsch (29) im Altarraum der russisch-orthodoxen Erlöserkirche eine Art Cancan. Sie sind schrill bunt gekleidet, tragen Masken und singen „Heilige Mutter Gottes, treib Putin davon!” Nach nur wenigen Minuten führen Sicherheitskräfte die jungen Frauen ab, der russische Machtapparat kommt in Bewegung.
Die Frauen kommen in Untersuchungshaft, in erstaunlich kurzer Zeit hat die Staatsanwaltschaft rund 3000 Seiten Akten über die Musikerinnen zusammengetragen.
Vorgeworfen werden ihnen Rowdytum und Aufwiegelung zu religiösem Hass. Dafür drohen den Aktivistinnen bis zu sieben Jahre Straflager. Und auch große Teile der Kirche entpuppen sich als Putin-treu. Teile der Moskauer Kirchenführung brandmarken „Pussy Riot” als „Ausgeburt der Hölle” und als „Gesandte des Satans”. Gott verurteile die Tat und verlange eine harte Strafe, behauptet der prominente Kirchenfunktionär Wsewolod Tschaplin, der im Patriarchat der russisch-orthodoxen Kirche für die Beziehungen zur Gesellschaft zuständig ist. Und er kritisiert jene Glaubensbrüder, die sich für Milde und Vergebung einsetzen.
Doch die seit vier Monaten andauernde Inhaftierung der drei Frauen ist längst keine innerrussische Angelegenheit mehr, hat internationale Proteste ausgelöst. Amnesty International bezeichnete die Angeklagten als politische Häftlinge, „die einzig und allein wegen ihrer friedlichen Meinungsäußerung inhaftiert worden sind” – und forderte die sofortige Freilassung.