Prozess um Holzklotzwurf: Urteil lautet lebenslänglich
OLDENBURG - Im Prozess um den tödlichen Holzklotzwurf von Oldenburg ist der Angeklagte am Mittwoch zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Sein Verteidiger will Revision beantragen.
Nikolai H. habe „billigend in Kauf genommen, das Fahrzeug zu treffen“, sagte der Vorsitzende Richter Sebastian Bührmann am Mittwoch in seiner Urteilsbegründung vor dem Landgericht. Der sechs Kilogramm schwere Holzklotz hatte am Ostersonntag 2008 auf der Autobahn 29 die Windschutzscheibe eines Autos durchschlagen und eine Frau aus Nordrhein-Westfalen vor den Augen ihrer beiden Kinder und ihres Mannes getötet.
Der Drogensüchtige habe sich des Mordes, dreifachen versuchten Mordes und vorsätzlichen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr schuldig gemacht, sagte Bührmann. Nach Ansicht des Richters hatte sich an dem Tag der Frust des 31- Jährigen, kein Heroin zu bekommen, im Laufe des Tages verstärkt. Darum habe er den Holzklotz von seinem Grundstück genommen, sei zur Brücke gefahren, habe den Verkehr beobachtet und den Klotz fallen gelassen. Der Angeklagte nahm den Urteilsspruch ohne sichtliche Regung auf.
Der Angeklagte schwieg
Zu dem Witwer und Vater der beiden Kinder, der das Urteil im Gerichtssaal verfolgte, sagte Bührmann: „Wir alle fühlen tief mit Ihnen.“ „Wenn Sie an dem Tag nicht so fantastisch reagiert hätten, wären ihre Kinder auch gestorben.“ Der Mann hatte den Wagen trotz der zersplitterten Frontscheibe und seiner vom Klotz schwer getroffenen Ehefrau auf dem Seitenstreifen der Autobahn zum Stehen gebracht.
Mit dem Urteil entsprach das Gericht den Forderungen von Staatsanwaltschaft und Nebenklage. Der Verteidiger hatte in dem Indizienprozess auf Freispruch plädiert, weil die Beweise für die Schuld seines Mandanten nicht ausreichten. Nikolai H. hatte das Verbrechen bei der Polizei zugegeben, das Geständnis später aber widerrufen. Der Heroinabhängige hatte während der mehr als 30 Verhandlungstage geschwiegen und auch sein Recht auf das letzte Wort nicht genutzt.
Entsetzten in ganz Deutschland
Das Verbrechen hatte im vergangenen Jahr in ganz Deutschland Entsetzen und Betroffenheit ausgelöst. Das schwere Geschoss traf das Opfer am Oberkörper und Kopf. Die 33 Jahre alte Mutter starb noch an der Unfallstelle. Die Familie war an dem Tag auf dem Rückweg von Wilhelmshaven nach Telgte (Nordrhein-Westfalen). Es war bereits dunkel, als der Holzklotz von der Brücke fiel. Der Familienvater hatte keine Chance auszuweichen. Die Suche nach dem Täter blieb wochenlang ohne Erfolg. Erst am 21. Mai – knapp zwei Monate nach der grausamen Tat nahmen Beamte Nikolai H. als dringend tatverdächtig fest. Noch am gleichen Tag gestand er den Beamten und dem Haftrichter, dass er den Holzklotz von der Brücke geworfen hatte.
Nach dem Urteil im Prozess um den tödlichen Holzklotzwurf von Oldenburg hat die Verteidigung Revision angekündigt. „Klar, ich werde auf jeden Fall Revision beantragen“, sagte am Mittwoch Pflichtverteidiger Matthias Koch im Anschluss an die Verhandlung. Zur Begründung könne er noch nichts sagen, er müsse zunächst Detailfragen klären und die genaue Urteilsbegründung abwarten. (dpa)
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