Prozess gegen geständigen "Maskenmann" begonnen

Der als "Maskenmann" bekanntgewordene Serienmörder und Kinderschänder Martin N. steht seit Montag vor Gericht. Die Anklage wirft dem bereits geständigen 40-jährigen Pädagogen drei Morde an Jungen vor.
dpa |
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Stade - Außerdem soll der Täter, der wegen seiner schwarzen Verkleidung als "Maskenmann" gefürchtet war, viele Kinder misshandelt haben. Der Angeklagte habe aus niedrigen Beweggründen getötet, um andere Straftaten zu vertuschen, sagte der Staatsanwalt bei der Verlesung der Anklage vor dem Landgericht im niedersächsischen Stade.

Der Verteidiger kündigte für den 26. Oktober eine Erklärung für seinen Mandanten an. Martin N. erschien mit langem Bart und teilweise ergrautem Haar im Gerichtssaal und verfolgte die Ausführungen der Staatsanwaltschaft weitgehend regungslos.

In dem Verfahren sollen zunächst chronologisch die Morde an drei Jungen und dann die Missbrauchfälle behandelt werden. Der Täter war getarnt mit einer Maske nachts in Kinderzimmer, Schullandheime und Zeltlager eingeschlichen und hatte sich an Jungen vergangen.

Die Eltern der drei getöteten Jungen und ein Missbrauchsopfer treten in dem Prozess als Nebenkläger auf. Einige erschienen am ersten Verhandlungstag im Gerichtssaal. Bis Anfang Dezember hat die Kammer zehn weitere Termine angesetzt.

Der Pädagoge hatte kurz nach seiner Festnahme in Hamburg gestanden, zwischen 1992 und 2001 die Jungen in Norddeutschland entführt und später ermordet zu haben. Auch den Missbrauch von rund 40 Jungen hatte er eingeräumt. Die Hälfte der sexuellen Übergriffe ist inzwischen aber verjährt. Angeklagt ist er wegen insgesamt 23 Straftaten.

Viele Jahre hatte die Polizei vergeblich nach dem Serientäter gesucht. Den 13-jährigen Stefan holte er 1992 aus einem Internat in niedersächsischen Scheeßel, den achtjährigen Dennis R. 1995 aus einem Zeltlager bei Schleswig in Schleswig-Holstein und den neunjährigen Dennis K. aus einem Schullandheim nahe Bremerhaven.

Vor dem Prozess hatte der NDR über Fahndungspannen berichtet. Polizei und Staatsanwaltschaft hätten in Bremen und Bremervörde Akten vernichtet, obwohl die entsprechenden Taten zu dem Zeitpunkt noch nicht verjährt gewesen seien. Die Bremer Polizei will nach Angaben ihres Sprechers Peter Siemering den Vorwürfen intern nachgehen.

Möglichen Pannen bei den Ermittlungen gegen den geständigen Kindermörder räumt die Staatsanwaltschaft Stade nicht allzu viel Bedeutung ein. "Wir sind bestens aufgestellt", sagte Behördensprecher Kai Thomas Breas am Montag vor Beginn des Prozesses. Sollten tatsächlich Akten nicht mehr vorhanden sein, sei das "völlig nebensächlich", sagte Breas der Nachrichtenagentur dpa.

"Wir sprechen über drei Morde und zahlreiche Missbrauchsfälle." Die Staatsanwaltschaft sei zuversichtlich, dem Angeklagten diese nachweisen zu können.

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