Polizei jagt den miesen Autobahn-Sniper
Seit 2008 wurde in mehreren Bundesländern über 700 Mal auf Lastwagen geschossen. Die Polizei tappt im Dunkeln. Wer ist der gefährliche Autobahn-Schütze?
Wiesbaden - Eine mysteriöse Anschlagsserie mit Schüssen auf Hunderte Autotransporter in Deutschland gibt der Polizei bislang viele Rätsel auf. "Bis heute haben wir keinen konkreten Hinweis auf den oder die Täter", sagte der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Jörg Ziercke, in Wiesbaden.
Auch die Motive des Schützen seien völlig unklar. Für Hinweise, die zum Durchbruch bei den Ermittlungen führen, wurde eine Belohnung von 100 000 Euro ausgesetzt: "Wir benötigen die Hilfe von LKW-Fahrern, Betroffenen und Bürgern", sagte Ziercke.
Seit 2008 wurde in mehreren Bundesländern über 700 Mal auf Lastwagen geschossen. Tatorte waren vor allem Autobahnen: Das BKA listet unter anderem die A3 von Bayern bis Nordrhein-Westfalen auf, die A5 zwischen Offenbach und dem Autobahnkreuz Karlsruhe oder die A61 zwischen dem Autobahnkreuz Kerpen in Nordrhein-Westfalen und dem Autobahndreieck Nahetal in Rheinland-Pfalz.
Die Gefahr nimmt nach Einschätzung der Ermittler zu. Seit Mai oder Juni dieses Jahr benutze der Täter Munition mit größerem Kaliber, berichtete Ziercke. Vermutet wird, dass der Täter ein LKW-Fahrer sein könnte, der während der Fahrt auf den Gegenverkehr schießt. Dabei zielt er meist auf Fahrzeuge, die auf Lastwagen transportiert werden, in einigen Fällen aber auch auf die Zugmaschinen.
Der Schütze traf aber nicht nur Fahrzeuge. Ende 2009 wurde eine 40-jährige Frau bei Würzburg in ihrem Auto am Hals getroffen und schwer verletzt. Das sei vermutlich nicht beabsichtigt gewesen, erklärten die Ermittler. Trotzdem ermittelt die Koblenzer Staatsanwaltschaft wegen des Anfangsverdachts der versuchten Tötung. "Wir schließen bedingten Tötungsvorsatz nicht aus", sagte der leitende Oberstaatsanwalt Harald Kruse.
Die Ermittlungen sind intensiviert worden. Ein präparierter LKW, den Beamte als eine Art Lockvogel über die Autobahnen gefahren hatten, brachte keinen Erfolg. Seit Oktober 2012 ermitteln 90 Beamte von BKA und Polizei gemeinsam in der "Besonderen Aufbauorganisation Transporter." Ein Problem dabei: Weil die Einschusslöcher meist erst beim Abladen der Wagen gefunden wurden, lässt sich kaum ermitteln, wo die Schüsse abgefeuert wurden.
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