Plüschtierfans ins Russland: Extremisten im Pelzkostüm?

Furry-Fans kleiden sich wie "menschenähnliche" Tiere. Die Bewegung hat weltweit viele Anhänger.In Russland ist um sie eine hitzige Debatte entbrannt, sogar ein Verbot wird jetzt diskutiert.
Roland Bathon |
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Plüschig: Furry-Fan in typischem Fabelwesen-Kostüm.
Plüschig: Furry-Fan in typischem Fabelwesen-Kostüm. © Leo Folf

Moskau - Die Furry-Bewegung ist eine internationale Subkultur, deren Anhänger sich gerne als "menschenähnliche" Tiere verkleiden. Ihre Idole sind Comicfiguren wie Donald Duck oder Roger Rabbit.

Viele schlüpfen aber auch in die Kostüme selbst geschaffener Charaktere. Für die meisten ist dies ein Hobby, wie bei allen Subkulturen kann das Furry-Fantum in Einzelfällen aber auch zur Lebenseinstellung werden.

Eine breite Diskussion um die Furries gibt es aktuell in Russland, die dort sehr populär sind. Die Debatte reicht so weit, dass es unter russischen Offiziellen bereits Überlegungen gibt, die Bewegung als extremistisch zu verbieten, schreibt die "Moskauer Deutsche Zeitung". Sie zitiert die Kinderbeauftragte der russischen Republik Tatarstan, Furries würden "Kinder verrückt machen", ihre Psyche stören und destruktives Verhalten begünstigen.

Putins Kinderschutzbeauftragte äußert sich

Ins gleiche Horn stößt Putins Kinderschutzbeauftragte Maria Lwiw-Belowa, gegen die der Internationale Strafgerichtshof wegen der Entführung ukrainischer Kinder aus besetzten Gebieten einen Haftbefehl erlassen hat. Stärker beunruhigt sie offenbar, dass Furries nach ihrer Auffassung tierische Verhaltensweisen imitieren, wie das Fressen aus einem Napf.

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Eine Behauptung, die in der "Moskauer Deutschen Zeitung" ein Mitglied der Bewegung dementiert, da es ja um die Darstellung menschenähnlicher Tiere ginge, "die auf zwei Beinen gehen, Kleidung tragen, Geschirr benutzen und sich allgemein wie Menschen verhalten".

Noch härter greift der ultrakonservative Philosoph Alexander Dugin die Bewegung an. Er gilt als Hardliner gegenüber dem Westen, sieht die russische Invasion der Ukraine als Heiligen Krieg gegen das Böse und hat seit 2023 die Leitung eines Bildungszentrums an einer Universität in Moskau inne.

Pelzfans als Zeichen eines "Posthumanismus"

Er sieht die Furries als Zeichen eines "Posthumanismus", der "die Macht über die Menschheit auf künstliche Intelligenz, Cyborgs" übertragen wolle. Die Pelzfans würden damit "transsexuelle Praktiken" ersetzen, zitiert die Regionalzeitung e1.ru Dugin bei einem Vortrag in der Uralmetropole Jekaterinburg.

Furrries werden derzeit in Russland stark angefeindet und teils als Extremisten bezeichnet.
Furrries werden derzeit in Russland stark angefeindet und teils als Extremisten bezeichnet. © Emawd / Wikipedia

Doch die Meinungen über die Bewegung sind nicht unter allen Russen so extrem. In e1.ru kommen auch Vertreter der angegriffenen Community zu Wort: Teenies, die sich selbst Tierkostüme gebastelt haben. E1.ru zitiert die elfjährige Arina, die eine Katzenfigur erschaffen hat. Die Furries wollten "Menschen Emotionen und ein Lächeln schenken". Feindseligkeit habe sie aber durchaus schon erlebt, wenn sie mit Freunden im Kostüm auf der Straße war.

Eltern sollen beruhigt werden

Der Bewegung springen in Russland auch Fachleute bei. Die Psychologin Viktoria Moisejewa versucht im Onlinemagazin Wokrug Sweta Eltern zu beruhigen, deren Kinder sich gerne in die Furry-Tierkostüme kleiden: "Sich selbst zu suchen und sich durch Subkulturen auszudrücken, ist ein natürliches Phänomen im Jugendalter."

Furry-Blogger Eric Maival kennt die Probleme der Eltern mit diesem Hobby und warnt in derselben Zeitschrift davor, Furry-Aktivisten, die in ihrem Tiercharakter zu sehr aufgehen, mit der gesamten Bewegung gleichzusetzen. Die Szene bestehe "aus einer Vielzahl von Menschen, deren moralische Werte individuell sind und die nicht die gesamte Subkultur als Ganzes prägen".

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