Pistorius-Prozess: Anklage der Staatsanwaltschaft
Pretoria - Erstmals in der südafrikanischen Geschichte wird ein Mordprozess in großen Teilen live vom Fernsehen übertragen. Etwa 300 Journalisten aus aller Welt wollen berichten.
Pistorius hatte in der Nacht zum 14. Februar 2013 seine Freundin Reeva Steenkamp in seiner Wohnung durch eine verschlossene Badezimmertür erschossen. Der 27-Jährige sagt, er habe einen Einbrecher in der Wohnung vermutet. Der Staatsanwalt wirft ihm gezielten Mord an der damals 29-Jährigen vor. Beweisen will das die Anklagebehörde vor allem mit Zeugenaussagen und Indizien, die zeigen sollen, dass es zwischen Pistorius und seiner Freundin einen heftigen Streit gegeben hatte. Der Athlet sagte, er habe den Vorabend zum Valentinstag mit Reeva Steenkamp harmonisch und liebevoll verbracht.
Am ersten Prozesstag, wird Staatsanwalt Gerrie Nel die Anklage vortragen. Pistorius wird sich "schuldig" oder "nicht schuldig" bekennen müssen. Danach beginnt die Zeugenvernehmung. Der Prozess ist zunächst auf 15 Verhandlungstage angesetzt. Pistorius, der seit Ende Februar auf Kaution frei ist, lebt zurzeit im Haus seines Onkels.
Bei dem Indizienprozess wird es in starkem Maße um die Glaubwürdigkeit des Angeklagten gehen. Die jüngste Ausstrahlung eines Videos, das Pistorius an einem Schießstand zeigt, scheint die Staatsanwaltschaft zu bestätigen, die den 27-Jährigen als aggressiv und schießwütig darstellt. Die im britischen Sender Sky News veröffentlichten Aufnahmen zeigen den Sprintstar, wie er mit einer Pistole auf eine Wassermelone schießt. Man hört im Hintergrund Lachen und Scherzen, dann die Stimme eines Mannes, der beim Anblick der explodierten Wassermelone sagt: "Sie ist viel weicher als ein Gehirn." Der Sender berichtete, es sei die Stimme von Pistorius.