Piraten überfallen Kreuzfahrer von Münchner Reederei

MÜNCHEN - Es ist das zweite deutsche Schiff in einer Nacht: Am Samstagabend haben Piraten vor Somalia die "MS Melody" einer Münchner Reederei angegriffen. Es kam zum Schusswechsel, verletzt wurde niemand.
Piraten haben am Wochenende vor der Küste Somalias einen deutschen Frachter gekapert und auch wieder ein Kreuzfahrtschiff angegriffen. Die Besatzung der „MS Melody“ wehrte den Überfall aber nach Angaben des Kapitäns erfolgreich ab. Kapitän Ciro Pinto sagte im staatlichen italienischen Rundfunk, er habe seinen Sicherheitsleuten befohlen, zurückzuschießen, als sechs Piraten in einem kleinen Boot sein Passagierschiff angriffen.
Auf dem Schiff sind auch 36 deutsche Passagiere
Die „MS Melody“ gehört dem italienischen Unternehmen Msc Crociere. Deren Chef Domenico Pellegrino sagte der italienischen Nachrichtenagentur ANSA, alle 1.500 Menschen an Bord der „Melody“ seien in Sicherheit. Der Zwischenfall spielte sich rund 290 Kilometer nördlich der Seychellen ab. Die „Melody“ war auf einer 22-tägigen Kreuzfahrt von Durban in Südafrika nach Genua. Sie setzte die Reise wie geplant fort.
Laut eines Passagiers aus Baden-Württemberg seien während einer Show an Bord plötzlich Schüsse gefallen. Der Mann habe etwa 50 Schüsse gehört, die offenbar außerhalb des Kreuzfahrtschiffes abgegeben worden seien. Andere Mitreisende hätten zuvor ein weißes Schnellboot gesehen, das dem Kreuzfahrtschiff gefolgt sei. Nach Angaben der deutschen Niederlassung der Reederei waren 38 deutsche Passagiere an Bord der „Melody“.
Auch Getreidefrachter überfallen
Der gekaperte Getreidefrachter „Patriot“ wurde in der Meerenge zwischen Somalia und dem Jemen rund 300 Kilometer südöstlich der jemenitischen Küstenstadt Muqalla überfallen, wie die 5. US-Flotte mitteilte. Der Frachter fuhr unter maltesischer Flagge. Die „Patriot“ gehört der Hamburger Reederei Johann M.K. Blumenthal, wie aus der Website des Unternehmens hervorgeht. Ein Mitarbeiter von Blumenthal wollte am Telefon nicht zu der Entführung Stellung nehmen.
Andrew Mwangura von der ostafrikanischen Seemannsvereinigung in der kenianischen Hafenstadt Mombasa erklärte, es handle sich um einen Getreidefrachter mit 17 Besatzungsmitgliedern an Bord. Es war zunächst unklar, aus welchem Land die Matrosen stammten.
Mehr als 100 Schiffe von Piraten gekapert
Somalische Piraten haben seit vergangenem Jahr trotz verstärkter internationaler Militärpräsenz in der Region bereits mehr als 100 Schiffe in ihre Gewalt gebracht. Darunter ist auch das deutsche Containerschiff „Hansa Stavanger“. Das Schiff der Hamburger Reederei Leonhardt & Blumberg war am 4. April von Piraten aufgebracht worden. Der Kapitän und vier leitende Offiziere der „Hansa Stavanger“ stammen aus Deutschland. Sie befinden sich immer noch in der Gewalt der Piraten.
Der für den US-Einsatz vor Somalia zuständige General hat wegen der zunehmenden Zahl von Piratenangriffen die Bewaffnung von Handelsschiffen angeregt. Die Schifffahrtsgesellschaften sollten überlegen, ob sie nicht bewaffnete Sicherheitskräfte einstellen sollten, sagte General David Petraeus am Freitag vor einem Ausschuss des Repräsentantenhauses in Washington. Internationale Schifffahrtsverbände lehnen diese Idee jedoch ab. Die Bewaffnung von Frachtern könnte zu einer Eskalation der Gewalt führen.
Deutsches Schiff hilft gestrandetem philippinischen Tanker
Ein Schiff der Bundesmarine sowie Schiffe der US- und der chinesischen Marine haben einem philippinischen Chemietanker Hilfe geleistet, dem nach der Freilassung aus der Hand von Piraten vor der somalischen Küste der Treibstoff ausgegangen war. Das deutsche Schiff versorgte die Besatzung mit Lebensmitteln und Medikamenten, wie eine Sprecherin der philippinischen Schifffahrtsbehörde am Samstag in Manila mitteilte. Das amerikanische Boot stellte den Angaben zufolge Dieseltreibstoff zur Verfügung. (AP)