Pilot zu Flug MH370: "Gehe von einem Unfall aus"

Sind es Wrackteile der Boeing 777-200 vom Flug MH370, die in der Nacht zum Donnerstag im Indischen Ozean gefunden wurden? War es ein Unfall? Kann man unterm Radar Fliegen? Flugkapitän Jörg Handwerg klärt auf.
Agnes Vogt |
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Jörg Handwerg: Der Flugkapitän ist Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit e.V. Er hält wenig von den kursierenden Theorien.
dpa/ho Jörg Handwerg: Der Flugkapitän ist Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit e.V. Er hält wenig von den kursierenden Theorien.

Sind es Wrackteile der Boeing 777-200 vom Flug MH370, die in der Nacht zum Donnerstag im Indischen Ozean gefunden wurden? War es ein Unfall? Kann man unterm Radar Fliegen? Flugkapitän Jörg Handwerg klärt auf.

München - Am 8. März wollte die Boeing 777-200 der Malaysia Airlines von Kuala Lumpur nach Peking fliegen. Sie kam aber nie an. 94 Minuten nach dem Start war der letzte Kontakt mit einer Radarstation. Seitdem fehlt jede Spur. Flugkapitän Jörg Handwerg spricht über die möglichen Hintergründe für das Verschwinden des Flugzeugs.

AZ: Herr Handwerg, kann eine Boeing 777 einfach so vom Radar verschwinden?

JÖRG HANDWERG: Das ist nur sehr schwer vorstellbar. Das können nur Tarnkappenbomber, also Kampfjets. Aber Passagierflugzeuge sind ja gar nicht darauf ausgelegt, bei ihnen ist das ja gar nicht gewollt. Wenn die Piloten das vorgehabt hätten, hätten sie unter dem Radar fliegen müssen. Nur so kann man den Radarstrahlen entkommen. Aber das ist sehr schwer bei einem Tempo von 800 Stundenkilometern.

Lesen Sie hier: Diese Flugzeuge blieben für immer verschollen

Was bedeutet das, unter dem Radar zu fliegen?

Die Radarstrahlen hören bei einer gewissen Höhe über dem Land auf, weil sie da auf Hindernisse treffen. Darum ist es total unrealistisch, über Land unter dem Radar zu bleiben. Die Boeing wäre sofort an einem dieser Hindernisse hängen geblieben. Kampfflieger hingegen sind mit einem Autopilot ausgestattet, der so sensibel ist, dass die Maschinen um die Hindernisse herumfliegen können. Aber bei einer Boeing von dieser Größe geht das nicht. Außerdem würde es auffallen, wenn so eine große Maschine so tief über Land brettert. Sie müsste rund 100 Meter über dem Boden fliegen. Da hätten sich viele Menschen sofort bei der Polizei gemeldet und gesagt: Hier stimmt was nicht. Der Lärm ist ja ohrenbetäubend.

Und über dem Meer? Kann man da eher unter dem Radar fliegen?

Nein. Da sind vielleicht keine Hindernisse, aber da geht der Radarschirm bis kurz über den Boden, so dass es eigentlich nicht möglich ist, unbemerkt zu fliegen.

Was halten Sie von den Theorien, die jetzt kursieren? War es ein Unfall? Sabotage? Oder doch ein Terroranschlag?

Neulich habe ich gehört, es hätten auch Aliens sein können. Aber das ist natürlich Unisnn. Genauso wie ein Terroranschlag. Dann hätte es doch schon längst ein Bekennerschreiben gegeben.

Lesen Sie hier: Flug MH370: Pilot löschte Daten auf privatem Flugsimulator

Also doch ein Unfall!

Davon gehe ich am ehesten aus. Vielleicht war es so, dass die Piloten an Bord ausgefallen sind, vorher aber den Autopilot noch programmiert haben und die Maschine einfach so weiter in eine Richtung geflogen ist. Dann geht natürlich der Treibstoff irgendwann aus und die Maschine stürzt ins Meer. Es ist ja kein Geheimnis, dass der Treibstoff auch endlich ist. Man kann genau errechnen, wie weit die Piloten noch gekommen wären.

Kann es dann überhaupt sein, dass es Wrackteile von der gesuchten Maschine sind, die man 2260 Kilometer westlich von Perth gefunden hat?

Ich kenne die genauen Angaben zum Treibstoff nicht, allerdings kann ich mir schwer vorstellen, dass die Maschine, wenn sie in Malaysia gestartet ist, noch so weit in den Ozean fliegen konnte, wenn sie doch nur Kerosin getankt hatte, um Peking anzufliegen. Aber ich mutmaße auch nur.

 

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