Pillen-Bande vor Gericht: Was man über falsche Viagra und Co. wissen muss
Eine Bande hat mit Viagra-Fälschungen 21 Millionen Euro eingenommen. Illegale Deals mit dem Artzney boomen
Potsdam Über 21 Millionen Euro hat die so genannte „Pillen-Bande“ mit gefälschten Potenzmitteln und Mittelchen zum Abnehmen im Internet eingenommen. Der mutmaßliche Bandenchef (45) und vier Komplizen stehen seit Freitag in Potsdam vor Gericht. Der Prozess wurde gleich am ersten Tag unterbrochen – weil der Richter in dem Fall befangen sein soll. Weil dieses Geschäft gut läuft, spezialisieren sich immer mehr illegale Händler auf die anonyme und rezeptfreie Abgabe von derartigen Pillen. Häufig fluten sie E-Mail-Postfächer mit dubiosen Angeboten. Was man über die falschen Lustbringer wissen sollte:
Wie stark wird mit gefälschten Potenzmitteln gehandelt? Auf Platz eins der Arzneimittelfälschungen weltweit steht laut Stiftung Warentest: Viagra. Dabei ist der Handel mit dem gefälschten Artzney sogar gewinnbringender als der mit Kokain. Ein Kilo Viagra bringt auf dem Schwarzmarkt 90 000 Euro, die Droge dagegen nur 65 000 Euro. Das haben Berechnungen der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) ergeben.
Welche Wirkung können gefälschte Mittel haben? Manche gefälschten Potenzmittel wirken, andere können entweder gar keinen Effekt haben oder einen fatalen. Die Weltgesundheitsorganisation hat festgestellt, dass von 100 falschen Packungen etwa 60 völlig ohne Wirkstoff waren, 19 zumindest nicht die Menge enthielten, die angegeben war, und in 16 andere Stoffe eingemischt waren.
Wenn nicht der richtige Wirkstoff – was ist dann in den Pillen? Häufig kommen die Fälschungen aus dem asiatischen Raum. Ein ARD-Fernsehteam hat in Thailand illegale Präparate gekauft und sie im Labor getestet. Gefunden wurden teils gesundheitsschädliche Stoffe wie Kot von Ratten, Dreck, Bleifarbe, Bodenreiniger oder auch das Amphetamin Speed, bestätigte ein Sicherheitsexperte bei der Firma Viagra.
Wie erkenne ich, dass es legale Produkte sind? Potenzmittel wie Viagra sind verschreibungspflichtig, das heißt, sie dürfen nur mit Rezept in Apotheken und Online-Apotheken, die registriert sind, abgegeben werden. Eine Liste dieser Online-Versandhändler gibt es beim Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information unter www.dimdi.de.
Ingwer, Knoblauch, Safran: Gibt es auch natürliche Hilfen, die die Potenz zu steigern? Kanadische Forscher haben sich intensiv damit auseinandergesetzt, ob es auch natürliche Lustpräparate gibt. Der Studie zufolge sollen etwa Safran und asiatischer Ginseng die Lust sowohl beim Mann als auch bei der Frau steigern. Bei Knoblauch, Ingwer, Muskat und Gewürznelken wurde entgegen verbreiteter Meinungen keine Wirkung festgestellt. Doch der Glaube versetzt bekanntlich Berge.