"Pervers und gewissenlos"
KOBLENZ Sie ist eine erfahrene Anwältin und Expertin für Gewaltdelikte. Doch gestern sagte Sandra Buhr: „So etwas Ekelhaftes habe ich noch nicht erlebt.” Es ist Tag eins im Prozess gegen Detlef S. (48), dem vor dem Koblenzer Landgericht vorgeworfen wird, in 350 Fällen seine leibliche Tochter Jasmin S. und zwei seiner Stiefkinder misshandelt und missbraucht zu haben. Mit der Adoptivtochter Natascha S. (heute 28) habe er acht Kinder gezeugt. Das ist das Einzige, das der Angeklagte zu gibt.
Seit Bekanntwerden des Falles sind viele Einzelheiten der schrecklichen Taten an die Öffentlichkeit gelangt, doch am ersten Prozesstag tun sich Abgründe auf. Vielen Prozessbesuchern steht das blanke Entsetzen im Gesicht.
Ungerührt bleibt der Angeklagte selbst. Zum roten Sakko trägt Detlef S. Jeans und Krawatte. Als die Anklage verlesen wird, liest er mit, schüttelt. Er wirkt verängstigt, so die „Rhein-Zeitung.
Die Übergriffe auf die damals vier und fünf Jahre alten Stiefkinder beginnen, so der Staatsanwalt 1987. 1993 missbraucht er erstmals seine leibliche Tochter, an ihrem zwölften Geburtstag. Nach dem die Kinder die Feier verlassen haben, zwingt er das Mädchen, sich aufs Bett zu legen. Als das Kind sich wehren will, soll er ihr gesagt haben, dass „das etwas ganz Tolles” ist.
Später – zwischen 2006 und 2009 – soll Detlef S. das Mädchen mindestens einmal pro Woche zum Geschlechtsverkehr gezwungen haben.
Ab 1995 soll er dann Natascha und seine leibliche Tochter zur Prostitution gezwungen haben, vor allem mit zwei damals 60- und 63-Jährigen Männern. Detlef. S. ist jedesmal dabei, vergeht sich selbst an den Mädchen, fotografiert den Missbrauch. Von den Männern kassiert er je 40 D-Mark, später 40 Euro. Ein Mädchen soll er mit mehreren Gläsern Schnaps „gefügig” gemacht haben. Dann fordert er es auf, zu grinsen und sagt zu einem Männer: „Du kannst tun was Du willst.”
Die Anklageschrift skizziert den 48-Jährigen als einen perversen, völlig gewissenlosen Schwerverbrecher, der seine Kinder ausschließlich als Sexualobjekte betrachtete.
Unter Ausschluss der Öffentlichkeit kommt dann Natascha S. zu Wort. Jasmin S. hatte sich schon zuvor schriftlich über ihren Vater geäußert: „Er hat seine Tochter entehrt. Er hat sie kaputt gemacht. Er war in all den Jahren nie ein ’Papa’. Du hast mir das Leben zur Hölle gemacht.”
Dem Angeklagten drohen im Fall einer Verurteilung bis zu 15 Jahre Haft; eine anschließende Sicherungsverwahrung wird geprüft. mh
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