Passagiere freigelassen - Crew noch immer an Bord

Horror an Bord einer "Egypt Air"-Maschine: Das Flugzeug wird entführt und zur Landung in Larnaka auf Zypern gezwungen. Die Passagiere werden freigelassen, doch die Crew soll sich noch immer mit dem Entführer im Flugzeug befinden.
von  dpa
Die entführte "Egypt Air"-Maschine steht auf dem Flughafen zyprischen Hafenstadt Larnaka
Die entführte "Egypt Air"-Maschine steht auf dem Flughafen zyprischen Hafenstadt Larnaka © dpa

Nikosia/Kairo - Ein Airbus der ägyptischen Gesellschaft Egyptair ist am Dienstag auf einem Inlandsflug entführt worden und auf dem Flughafen der zyprischen Hafenstadt Larnaka gelandet.

Das zivile Luftfahrtministerium in Kairo bestätigte entsprechende Berichte des staatlichen zyprischen Rundfunks (RIK).

Die Gesellschaft Egyptair meldete über ihre offiziellen Twitter-Accounts, außer der Crew und vier oder fünf Ausländern hätten alle Passagiere das Flugzeug verlassen können. Das hätten Verhandlungen mit dem Entführer ergeben.

 

 

In Liveaufnahmen des zyprischen Staatsfernsehens war zu sehen, wie etwa eine Stunde nach der Landung Dutzende Menschen über eine Treppe aus der vorderen Tür des Flugzeuges aussteigen konnten. Die Passagiere hatten zum Teil Handgepäck dabei und wurden mit einem Bus zum Flughafengebäude gebracht. Reporter berichteten auf dem Flughafen von Larnaka übereinstimmend, mindestens 50 Menschen seien ausgestiegen.

Unklar war zunächst, ob es sich um einen oder mehrere Entführer handelt. Nach Angaben des ägyptischen Ministeriums drohte ein Entführer damit, einen Sprengstoffgürtel zu tragen. Ein Sprecher des zyprischen Außenministeriums konnte nicht bestätigen, dass der Entführer tatsächlich Sprengstoff bei sich hat. Es gebe Verhandlungen mit einem Mann. Nach Angaben des ägyptischen Staatsfernsehens soll es sich bei dem Entführer um einen Ägypter mit dem Namen Ibrahim Samaha handeln. Welche Forderungen die oder der Entführer stellen, blieb aber unklar.

 

Anzahl der Passagiere lange unklar

 

Zur Zahl der Insassen der Maschine gab es unterschiedliche Angaben. Die staatliche Nachrichtenagentur CNA sprach von 55 Passagieren und sieben Besatzungsmitgliedern, das ägyptische Ministerium gab die Zahl der Passagiere mit 81 an. Egyptair sprach von 56 Passagieren, 7 Crewmitgliedern und einem Sicherheitsbeamten.

Welcher Nationalität die Passagiere sind, blieb zunächst unklar. Zypern habe einen Krisenstab gebildet und stehe in Kontakt zu den ägyptischen Behörden, berichtete das zyprische Staatsfernsehen.

Die Maschine mit der Flugnummer 181, angeblich ein Airbus 320, sei am Morgen von Alexandria in Ägypten aus nach Kairo gestartet. Die Piloten des Flugzeugs sollen nach ersten Informationen des Staatsfernsehens Kontakt mit den Fluglotsen in Larnaka aufgenommen und eine außerplanmäßige Landung wegen einer Entführung beantragt haben. Zu diesem Zeitpunkt befand sich die Maschine im zyprischen Flugkontrollraum (Flight Information Region - FIR). Die Maschine sei um 08.46 Uhr Ortszeit (07.46 Uhr MESZ) auf dem Flughafen von Larnaka gelandet.

 

Frauen und Kinder ägyptischer Abstammung zuerst freigelassen

 

Der oder die Entführer hätten dort zunächst angekündigt, dass die Frauen und Kinder ägyptischer Abstammung aussteigen sollten, berichtete der Sender unter Berufung auf die Regierung des Landes. Nach Augenzeugenberichten wurde eine Treppe zur vorderen Tür der Maschine gebracht. Das Flugzeug habe sich am Ende der Landebahn auf der Ostseite des Flughafens von Larnaka befunden.

Der Flughafen Larnaka wurde nach Angaben des Staatsfernsehens geschlossen. Alle Flüge nach Zypern würden zum Flughafen von Paphos im Westen der Insel umgeleitet, hieß es.

Israel ließ wegen des entführten Flugzeugs Luftwaffenjets aufsteigen. Damit sollte sichergestellt werden, dass die entführte ägyptische Passagiermaschine nicht in den israelischen Luftraum eindringt, wie die israelische Nachrichtenseite "Haaretz" berichtete. Die Militärflugzeuge seien mittlerweile wieder gelandet. Die Armee wollte sich nicht zu dem Bericht äußern.

Die Sicherheit an ägyptischen Flughäfen war im vergangenen Jahr in die Kritik geraten, nachdem ein vom Badeort Scharm el Scheich gestarteter russischer Urlaubsflieger Ende Oktober nach einer Bombenexplosion über der Sinai-Halbinsel abgestürzt war. Alle 224 Insassen starben. Auch Staatspräsident Abdel Fattah al-Sisi hatte nach langem zögern indirekt zugegeben, dass es sich um einen Terrorakt handelte. Moskau hatte die Verbindungen in das beliebte Urlaubsland nach dem Absturz unterbrochen. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hatte sich zu der Tat bekannt.

 

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