Passagier des Pannen-Airbus: "Ich sah Teile zerbrechen"

Augenzeugen sehen schwarzen Rauch, ein Passagier spricht von einem lauten Knall. Ein Airbus A380, das größte Passagierflugzeug der Welt, gerät am Himmel in Gefahr. Ein Triebwerk hat einen Schaden. Doch die Landung läuft glatt.
von  Abendzeitung
In der Economy-Klasse des Pannen-Airbus saß auch der Deutsche Ulf Waschbusch
In der Economy-Klasse des Pannen-Airbus saß auch der Deutsche Ulf Waschbusch © dpa

SINGAPUR - Augenzeugen sehen schwarzen Rauch, ein Passagier spricht von einem lauten Knall. Ein Airbus A380, das größte Passagierflugzeug der Welt, gerät am Himmel in Gefahr. Ein Triebwerk hat einen Schaden. Doch die Landung läuft glatt.

Ein Riesen-Airbus A380 der australischen Fluglinie Qantas ist mit 459 Menschen an Bord nach einer Explosion in der Luft in Singapur notgelandet. Das bestätigte eine Sprecherin der Zivilluftfahrtbehörde von Singapur der Nachrichtenagentur dpa. Verletzt wurde dabei am Donnerstag wohl niemand. Qantas sprach von einem Problem an einem Triebwerk. Der A380 ist das größte Passagierflugzeug der Welt.

Ersten Erkenntnissen zufolge hatte sich am Triebwerk Nummer zwei der vierstrahligen Maschine der hintere Teil aus noch unbekannter Ursache gelöst. Die australische Gesellschaft sagte alle Flüge mit dem Riesen-Airbus ab. Qantas teilte mit: „Wie in diesen Fällen üblich, hat der Pilot sich um eine schnelle Landeerlaubnis für die Rückkehr nach Singapur bemüht.“

Das Flugzeug war praktisch voll besetzt. In der Economy-Klasse saß auch der Deutsche Ulf Waschbusch. „Der Start verlief ganz normal, ich saß auf der linken Seite direkt am Flügel der Maschine, auf einem Fensterplatz und sah hinaus“, sagte der 33-Jährige aus dem Saarland, der in Singapur arbeitet. „Nach fünf Minuten hörten wir dann plötzlich einen Knall, von links. Ich sah dort dann Teile aus dem Flügel brechen.“ Es sei wie im Film gewesen, „ganz surreal, nur, dass man nicht im Kino sitzt und einen Horrorfilm anschaut“, sagte er.

Nur einen kurzen Moment sei der Gedanke „Nun ist alles aus“ dagewesen, sagte Waschbusch. „Man bekommt erstmal Panik und fragt sich sofort: Was passiert als nächstes?“ Die Maschine sei aber ruhig weitergeflogen. „Es hat nichts geruckelt, so waren wir alle ziemlich schnell beruhigt.“ Die Piloten hätten die mehr als 400 Passagiere ständig auf dem Laufenden gehalten. Die Landung sei unspektakulär verlaufen.

„Die Maschine landete um 11.47 Uhr“, sagte die Sprecherin der Zivilluftbehörde. Das war 4.47 Uhr MEZ. Flug QF32 war um 9.56 Uhr (Ortszeit) in Singapur in Richtung Sydney gestartet.

„Qantas-Chef Alan Joiyce sagt, dass die A380-Flüge eingestellt werden, bis wir sicher sind, dass die Qantas-Sicherheitsvorgaben eingehalten werden“, teilte das Unternehmen in Sydney mit. Qantas schicke eine andere Maschine nach Singapur, um die gestrandeten Passagiere von dort am Freitag nach Sydney zu fliegen.

Erste Berichte über ein in Not geratenes Flugzeug waren von der indonesischen Insel Batam unweit von Singapur gekommen. „Wir haben eine laute Explosion gehört und dann am Flügel dicken schwarzen Rauch gesehen“, sagte ein Augenzeuge namens Reinhard dem Fernsehsender Metro TV. Die Einwohner von Bantam fanden bis zu einen Meter lange Trümmerstücke auf dem Boden, auf denen das Qantas-Logo zu erkennen war. Nach Angaben der indonesischen Flugsicherheitsbehörde ließ die Maschine vor der Notlandung über Indonesien Flugbenzin ab.

Die Lufthansa will vorerst keine Flüge ihres neuen Flaggschiffes Airbus A380 streichen. Sämtliche angekündigten Flüge mit dem Großflugzeug fänden statt, erklärte ein Sprecher der Fluggesellschaft in Frankfurt am Donnerstag. Nach den Triebwerksproblemen der Qantas- Maschine werde man aber das Gespräch mit dem Hersteller Rolls-Royce suchen. Die A380-Flieger der Lufthansa sind mit den gleichen Trent- 900-Triebwerken des Herstellers Rolls-Royce ausgestattet, die auch bei den Qantas-Maschinen im Einsatz sind.

Ermittler aus Frankreich und Großbritannien werden die Untersuchungen begleiten. Eine Sprecherin der französischen Luftfahrtbehörde BEA sagte der Nachrichtenagentur dpa in Paris, gemäß internationaler Standards würden aus dem Herstellerland von Flugzeug und Triebwerk Experten hinzugezogen. Alle Untersuchungen würden von der australischen Luftfahrtbehörde ATSB geleitet. Da der Zwischenfall über Indonesien passiert sei, würden auch Ermittler dieses Landes daran beteiligt werden. Airbus sagte zu, alle Arbeiten aktiv zu unterstützen.

Im September 2009 musste ein Airbus A380 der Singapore Airlines mit 450 Insassen wegen eines Triebwerkschadens in Paris notlanden. Eines der Triebwerke war in der Luft stehengeblieben. Die A380 kehrte um und landete sicher. Im März dieses Jahres platzten zwei Reifen bei einer A380 von Qantas bei der Landung in Sydney. Die Maschine kam ebenfalls sicher an.

Als erste Fluggesellschaft stellte Singapore Airlines die Maschine im Oktober 2007 in den Dienst. Seitdem fliegen weltweit nach Airbus- Angaben 37 Maschinen dieses Typs, die zusammen bereits mehr als 7 Millionen Passagiere beförderten. Bislang waren die Riesenvögel bei etwa 20 000 Flügen rund 180 000 Stunden in der Luft.

dpa

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.