Parkinson »inzwischen gut behandelbar«

Was sind Symptome der Parkinson-Erkrankung, und ist Ottfried Fischer bereits von der Krankheit gezeichnet? - Die AZ hat mit einem Neurologen darüber gesprochen.
von  Abendzeitung
Parkinson-Experte Andres Ceballos-Baumann
Parkinson-Experte Andres Ceballos-Baumann © az

Was sind Symptome der Parkinson-Erkrankung, und ist Ottfried Fischer bereits von der Krankheit gezeichnet? - Die AZ hat mit einem Neurologen darüber gesprochen.

PROF. ANDRES CEBALLOS-BAUMANN: Klassische Symptome sind zum Beispiel eine Bewegungsverarmung, der Verlust an Spontanmotorik wie Gestik und Mimik. Manche Patienten bewegen sich langsamer und neigen zur Kleinschrittigkeit. Bei Herrn Fischer ist die Erkrankung deswegen vielleicht nicht so stark aufgefallen, weil Menschen mit großem Körperumfang ohnehin zu bedächtigeren Bewegungen neigen.

AZ:Ist Übergewicht ein Risikofaktor für Parkinson?

Nein. Das hat nichts miteinander zu tun. Man geht davon aus, dass die Parkinson-Erkrankung durch den vorzeitigen Alterungsprozess von bestimmten Bereichen des Gehirns verursacht wird. Betroffen sind Zellen, die Dopamin produzieren, einen wichtigen Botenstoff. Das typische Erkrankungsalter liegt zwischen 55 und 65 Jahren. Nur vier bis zehn Prozent der Patienten erkranken vor dem 50. Lebensjahr.

Kann Ottfried Fischer weiter auf der Bühne stehen?

Der Verlauf der Erkrankung ist sehr unterschiedlich. Aber es gibt immerhin Beispiele anderer Prominenter, die trotz Parkinson weiter arbeiten. Der US-Schauspieler Michael J. Fox zum Beispiel, der bereits im Alter von 27 Jahren erkrankte. Und auch der Musiker Fredl Fesl hat sich „geoutet“ und steht weiter auf der Bühne. Das sollte ein ermutigendes Beispiel für uns alle sein.

Muss man an Parkinson sterben?

Seit in den 60er Jahren die Dopamin-Ersatztherapie eingeführt wurde, hat sich die Lebenserwartung von Parkinson-Patienten nahezu normalisiert. Die Ersatzstoffe gibt es in Form von Tabletten, als Pflaster und Spritzen. Parkinson ist eine Krankheit, die man inzwischen gut behandeln kann. Außerdem passiert in der Forschung sehr viel. Ständig werden neue Artzney zugelassen. Trotzdem glaube ich nicht, dass die Krankheit in den nächsten Jahren heilbar sein wird. Aber es wird immer bessere Präparate geben, die den Verlauf verlangsamen oder ganz stoppen können.

Was kann Ottfried Fischer außerdem zur Bekämpfung der Symptome tun?

Mit einer Physiotherapie kann die Bewegungsfähigkeit und der Gleichgewichtssinn trainiert werden. Mit Stimm- und Sprechtherapie kann dieses leise, monotone Sprechen, das typisch ist für Parkinson-Patienten, überwunden werden. Dann ist wieder mehr Energie in der Stimme. Eine psychotherapeutische Begleitung zur Krankheitsbewältigung und Beratung der Partner und Angehörigen ist oft hilfreich. Bei bestimmten Patienten kommen auch Medikamentenpumpen sowie die tiefe Hirnstimulation ( durch sogenannte „Hirnschrittmacher“) in Betracht.

Interview: Julia Lenders

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