Paris: 12-Jährige als Hebamme

Die 12-jährige Französin Tyfène half ihrer Mutter, die Schwester zur Welt zu bringen – dem Papa war nicht gut.
PARIS Am zweiten Weihnachtsfeiertag wollte die kleine Maëlys partout das Licht der Welt erblicken – und zwar schnell.
Am Vorabend noch hat ihre bisher vierköpfige Familie Weihnachten gefeiert, statt einem vollen Magen quälen Mutter Stephanie Raoult früh morgens die ersten Wehen.
Sie ruft die Feuerwehr – die Straßen in dem Ort Noyal-Pontivy sind tief verschneit. Nur: Die Feuerwehrstation liegt auf der anderen Seite des Ortes, und die Helfer können wegen den glatten Straßen nicht schnell genug zum Haus der Familie Raoult durchdringen.
Und Maëlys hat es eilig. Da ergreift Papa Fabrice die Initiative, bringt die Mutter schon einmal in den Flur des Hauses, damit alle fertig zum Aufbruch sind, wenn die Helfer eintreffen. Er ist blass. Ihm geht es nicht gut.
„Papa, geh doch mal frische Luft schnappen“, sagt da seine Tochter Tyfène zu ihm. Dann wird auch die Zwölfjährige nervös: Mama liegt ihm Flur, der Kopf der kleinen Schwester ist schon zu sehen. Sie kann nicht mehr warten. Tyfène bleibt cool und packt an.
Nicht viel später stößt die kleine Maëlys ihren ersten Schrei aus. „Nach einem kurzen Moment der Panik habe ich mich schnell gefangen“, sagt Tyfène, „ich war die einzige, die helfen konnte. Das Baby kam auf die Welt, ich habe es gewaschen und meiner Mama auf den Bauch gelegt. Ich habe mich nicht getraut, die Nabelschnur durchzuschneiden, aber fünf Minuten später war die Feuerwehr schon da.“
Normalerweise dürfen Kinder nicht auf die Geburtstation – Tyfène aber wird dort gefeiert, wie es der Heldin des Tages gebührt. Tyfènes Berufswunsch stand lange vor Maëlys Geburt fest: Hebamme.