Papst rüffelt die Banker
ROM/MÜNCHEN - In seiner neuen Enzyklika „Caritas in veritate“ fordert Benedikt XVI. eine Weltautorität und ethische Finanzmärkte – im Internet hat das Papst-Papier bereits eine große Fangemeinde
Sie setzen auf „Bad Banks“ oder Milliardengeschenke für Unternehmen. Doch für die Bewältigung der Wirtschaftskrise seien ganz andere Dinge nötig, sagt jetzt Papst Benedikt XVI. In seiner Sozial-Enzyklika „Caritas in veritate“ fordert er, dass sich die Staaten auf eine Wirtschaftsethik einigen und deren Einhaltung von einer „globalen politischen Autorität“ überwacht wird.
Die Aufmerksamkeit für das „päpstliche Lehrschreiben von höchstem Rang“ war schon vor der mehrfach verschobenen Veröffentlichung (siehe Interview) groß. Bei Amazon kann man sich bereits seit längerem deutsche oder englische Exemplare vorbestellen. Die Startauflage, in der „Caritas in veritate“ („Die Liebe in der Wahrheit“, 9,90 Euro) gedruckt wurde, liegt mit 600000 Exemplaren ungewöhnlich hoch. Und sogar im Internet-Netzwerk Facebook gibt es eine Fangemeinde.
Besondere Aufmerksamkeit wird das Papst-Papier auch erlangen, weil es just einen Tag vor Beginn des G8-Gipfels veröffentlicht wurde. Der Papst über:
Eine Weltregierung: „Sie ist nötig, um die Weltwirtschaft zu steuern, die von der Krise betroffenen Wirtschaften zu sanieren, eine Verschlimmerung der Krisen. . . vorbeugen.“
Wirtschaftsethik: „Die ganze Wirtschaft und das ganze Finanzwesen – nicht nur einige ihrer Bereiche – müssen nach ethischen Maßstäben als Werkzeuge gebraucht werden, so dass sie angemessene Bedingungen für die Fortentwicklung des Menschen und der Völker schaffen.“
Finanzmärkte: „Die Finanzmakler müssen die ethische Grundlage wieder entdecken, um nicht jene hoch entwickelten Instrumente zu missbrauchen, die dazu dienen können, die Sparer zu betrügen.“
Gewinnorientierung: „Die Ausrichtung auf Gewinn läuft, wenn dieser auf ungute Weise erzielt wird und sein Endzweck nicht das Allgemeinwohl ist, Gefahr, Vermögen zu zerstören und Armut zu schaffen.“
Wachstum: „Ungezügeltes Wachstum hat auch beispiellose Probleme hervorgerufen, wie Migrationsströme, Umweltzerstörung und den vollständigen Verlust von Vertrauen in den Markt.“
In einer ersten Stellungnahme nannte der Münchner Erzbischof Reinhard Marx die Enzyklika ein „moralisches Ausrufezeichen“. „Es ist kein Jammerbrief über die Schlechtigkeit der Welt.“ Die Schrift sei „ein Impuls zum Handeln“. M. Heinrich
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