Papst Franziskus: Vier Päpste und zwei Heilige
Ein einmaliges Ereignis eine Feier der Päpste: Papst Johannes Paul II. und Papst Johannes XXIII. werden heiliggesprochen. Ein Papst außer Amt schaut zu.
Rom - Das gab es in der katholischen Kirche noch nie: Ein Papst spricht zwei Päpste heilig, ein vierter Papst sieht dabei zu. Genau das passierte am Sonntag im Vatikan. „Wir erklären und bestimmen, dass die Seligen Johannes XXIII. und Johannes Paul II. heilig sind, und wir tragen sie in das Buch der Heiligen ein und legen fest, dass sie in der ganzen Kirche als Heilige angemessen geehrt werden“, sagte Franziskus unter tosendem Applaus von Tausenden Gläubigen auf dem Petersplatz. „Sie waren zwei mutige Männer, erfüllt vom Freimut des Heiligen Geistes, und sie haben der Kirche und der Welt Zeugnis gegeben von der Güte Gottes und von seiner Barmherzigkeit. “
Die Heiligsprechung geschah auch unter den Augen des emeritierten Papstes Benedikt, der sich zu diesem Anlass wieder einmal in der Öffentlichkeit zeigte und feiern ließ. Benedikt war es auch, der in seiner Amtszeit Papst Johannes Paul II. (1978-2005) noch vor Ablauf der eigentlichen Fünf-Jahres-Frist seliggesprochen hatte. Franziskus setzte nun die Heiligsprechung obendrauf.
Reliquien der zwei Päpste
Zur Zeremonie der Heiligsprechung gehören auch Reliquien der Heiligen. Floribeth Mora brachte gestern Blut von Johannes Paul II. zum Altar. Die Heilung der Frau aus Costa Rica, die ein Aneurysma im Kopf hatte, ist eines der zwei vom Vatikan bestätigten Wunder des polnischen Papstes. Zudem wird ihm die Heilung einer Nonne aus Frankreich zugesprochen, die an Parkinson litt. Solche Wunder müssen von Ärzten überprüft und für medizinisch unerklärbar befunden werden.
Dem italienischen Papst Johannes XXIII. (1881-1963) wird zwar „nur“ eine Wunderheilung einer italienischen Ordensfrau nachgesagt, doch Franziskus machte für Johannes XXIII. eine Ausnahme von der Zwei-Wunder-Regelung. Johannes XXIII. ist der Papst des Zweiten Vatikanischen Konzils, er modernisierte die katholische Kirche. Bei der Reliquie von Johannes XXIII. handelt es sich um ein Stück Haut des Italieners.
Tausende Gläubige vor dem Petersplatz
Papst Franziskus blieb auch bei der Heiligsprechung seiner Linie treu, anders zu handeln als seine Vorgänger. Dass er die beiden so unterschiedlichen Päpste gleichzeitig heiligsprach, deuten die Experten als Versuch, das liberale Lager, zu dem Johannes XXIII. gehörte, und das konservative Lager des Johannes Paul II. miteinander zu versöhnen.
Rund 800000 Menschen verfolgten die Heiligsprechungen im Vatikan und auf den umliegenden Straßen, der Andrang auf den Petersplatz war enorm. Tausende Gläubige übernachteten in Schlafsäcken vor der Vatikanstadt, um dieses außergewöhnliche Ereignis mitzuerleben. Und nicht nur in der polnischen Heimat von Johannes Paul II. wurde die Heiligsprechung zum Public-Viewing-Event.
Fast hundert offizielle Delegationen waren zudem in den Vatikan eingeladen. Aus Deutschland nahmen Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) und Bundestagsvizepräsident Johannes Singhammer (CSU) teil. Der Münchner Erzbischof Kardinal Marx dankte Franziskus und bezeichnete die Heiligsprechung der beiden Päpste als „Geschenk“: „Heilige sind Wegbegleiter für unser Leben. Heute sind wir dankbar für zwei weitere Begleiter des 20. Jahrhunderts. Die Päpste Johannes XXIII. und Johannes Paul II. haben die Kirche und die Welt geprägt.“
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