Panzerglas schützt den Holzklotzwerfer
OLDENBURG - Prozessbeginn um die Wahnsinnstat vom Ostermontag: Der Angeklagte schweigt. Er soll einen Holzklotz von einer Autobahnbrücke geschmissen und so eine 33-Jährige getötet haben.
Kein Wort sagte Nikolai H. gestern vor Gericht. Der 30-Jährige wird beschuldigt, Olga K., Mutter von zwei Kindern ermordet zu haben. Eine Wand aus Panzerglas schirmte ihn und seine Verteidiger vor dem Rest des Saales ab; im Vorfeld hatte es Morddrohungen gegen sie gegeben.
Nikolai H., in schwarzen Nadelstreifen gekleidet, folgte den Anschuldigungen scheinbar ungerührt. Am Ostersonntag soll er einen Holzklotz von einer Autobahnbrücke bei Oldenburg auf ein Auto geworfen haben. Darunter fuhr das Auto der vierköpfigen Familie K. aus Telgte vorbei, sie waren auf der Heimfahrt nach einem Besuch in Wilhelmshaven. Das sechs Kilo schwere Geschoss krachte durch die Windschutzscheibe und erschlug die 33-jährige Olga K. auf dem Beifahrersitz.
Ihr Mann Alexander K. saß hinter dem Steuer, er hielt sofort auf dem Seitenstreifen und versuchte erste Hilfe zu leisten. Olga K. aber war am Brustkorb und am Kopf so schwer verletzt, dass sie noch im Auto starb. Auf dem Rücksitz erlebten der neunjährige Sohn – er wurde von Splittern leicht verletzt – und die siebenjährige Tochter alles mit.
Nikolai H. soll den Klotz in der Absicht, einen Verkehrsunfall zu verursachen, gezielt auf das Auto geworfen haben. „Er hat in Kauf genommen, dass es zu einem tödlichen Unfall kommen könnte“, sagte Staatsanwältin Roswitha Gudehus bei der Verlesung der Anklage. Mit Tränen in den Augen saß der Schwager der Getöteten auf der Zuhörerbank, neben sich weitere Angehörige. Auch Witwer Alexander K. verfolgte, weitgehend gefasst, den ersten Verhandlungstag. Im Wesentlichen blieb es bei der Verlesung der Anklage und einem Befangenheitsantrag der Verteidigung. Dann wurde das Verfahren vertagt. Nach seiner Festnahme im Mai hatte Nikolai H. erst gestanden, seine Aussage dann aber widerrufen. Er hatte sich selbst bei der Polizei gemeldet, nachdem die Medien einen Massengentest angekündigt hatten. Er hätte den Holzklotz vom Radweg geschoben, deswegen wären seine Fingerabdrücke darauf, erklärte er.
Der derzeit Arbeitslose und angeblich Drogensüchtige soll aber einem Mithäftling von der Tat erzählt haben. Auch der ist unter den 40 geladenen Zeugen und Gutachtern, die eine Aussage machen sollen. Für den Fall sind 16 Verhandlungstage angesetzt.
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