Pannen am Triebwerk: Wie sicher ist der A380?

MÜNCHEN - Immer wieder kommt es zu Zwischenfällen beim Super-Airbus, aber auch bei anderen Flugzeugen, die mit Rolls-Royce-Turbinen ausgestattet sind. Zufall oder ein schwerer Konstruktionsfehler?
Wer bislang in den A380 einstieg, war stolz, einmal in dem Super-Airbus fliegen zu dürfen. Doch seit Donnerstag dürften die Gefühle eher gemischt sein. Denn jetzt fliegt die Angst mit – bei den Passagieren, aber auch bei den Piloten.
Der Hintergrund: Am vergangenen Donnerstag musste ein A380 der Fluglinie Qantas in Singapur notlanden (AZ berichtete). Kurz nach dem Start gab es einen lauten Knall, Bauteile lösten sich von einem der vier Triebwerke (Hersteller: Rolls-Royce), fielen auf den Boden, durchbohrten sogar die Tragfläche.
Verletzt wurde niemand. Doch gleich am Freitag kam es zum nächsten Defekt: Eine Boeing 747-400 von Quantas musste ebenfalls notlanden, auch hier war die Ursache ein Problem mit dem Rolls-Royce-Triebwerk. Und bei der Lufthansa gab es erst kürzlich zwei Zwischenfälle mit den A380-Turbinen.
Jetzt fragen sich viele: Wie sicher sind die Triebwerke von Rolls-Royce – zerstört gar ein systematischer Fehler die Turbinen? Der Hersteller Rolls-Royce selbst wiegelt zwar ab und sieht keinen Zusammenhang zwischen den Fällen: „Für solche Schlüsse ist es deutlich zu früh.“ Doch wie am Wochenende bekannt wurde, hat die EU-Luftsicherheitsbehörde EASA bereits im August zusätzliche Kontrollen des betreffenden Rolls-Royce-Triebwerks „Trent 900“ gefordert. Denn einige Teile im Inneren der Turbine könnten schneller abnutzen und sich dann lösen, hieß es.
Wie gefährlich das sein kann, weiß jeder Pilot: „Im schlimmsten Fall könnten Teile heißen Metalls in die Treibstofftanks geraten oder in die Kabine, wo sie dann ein Leck oder ein Feuer bewirken“, sagt der Pilot und Fachautor Patrick Smith.
Jörg Handwerk, Sprecher der Piloten-Vereinigung „Cockpit“, sieht in der Notlandung vom Donnerstag eine Parallele zu dem Concorde-Unglück vor zehn Jahren bei Paris: „Wirklich kritisch ist, dass ein herumfliegendes Teil die Tragfläche durchbohrt hat. Wie gefährlich so eine Situation sein kann, zeigt der Concorde-Absturz.“
Nicht alle A380 sind mit Rolls-Royce-Triebwerken ausgestattet. Bei der Bestellung der Flugzeuge bei Airbus können die Fluggesellschaften zwischen zwei verschiedenen Herstellern wählen. Das Rolls-Royce-Modell „Trent 900“ kommt auch bei Lufthansa und Singapore Airlines zum Einsatz.
Bei Qantas blieben alle sechs A380 gestern vorerst am Boden – die Techniker prüften sicherheitshalber die Turbinen. Auch die Untersuchungen an dem notgelandeten A380 dauern noch an.
kasa