Pack die Badehose ein - immer mehr Menschen lernen schwimmen

So viele Menschen wie lange nicht mehr haben im vergangenen Jahr schwimmen gelernt. Das zeigt sich an der Zahl der vergebenen Schwimmabzeichen: 2024 seien bundesweit 95.273 Schwimmabzeichen ausgegeben worden - das beste Ergebnis der vergangenen zehn Jahre, teilte die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft mit. 2023 waren es 94.784 Abzeichen. Es war ein Plus trotz maroder Bäder, wie DLRG-Präsidentin Ute Vogt sagte.
Vor allem die Nachfrage nach Schwimmkursen für Kinder bleibt groß: Bei der Hälfte der rund 1.600 örtlichen Vereine gibt es demnach eine Warteliste für die kleinen Schwimmanfänger, die durchschnittliche Wartezeit liegt bei sechs Monaten - bei jedem dritten dieser Vereine ist es sogar mehr als ein Jahr.
Vielen sanierungsbedürftigen Schwimmbädern droht die Schließung
"Der unermüdliche Einsatz unserer Schwimmausbilderinnen und Schwimmausbilder hat wieder dazu geführt, dass viele Menschen jetzt sicher im Wasser sind – und das, obwohl sich die Rahmenbedingungen verschlechtern", sagte Vogt. Die Lebensretter machen sich demnach ernste Sorgen um den Zustand der Schwimmbäder in Deutschland: "Die neue Bundesregierung und die Länder müssen die geschaffenen finanziellen Möglichkeiten nutzen, um endlich auch die Modernisierung der maroden Bäderlandschaft anzuschieben", mahnte Vogt.
Die künftige Bundesregierung wolle mindestens eine Milliarde Euro in die Modernisierung und Sanierung von Sportstätten stecken - neben Sporthallen sollten vor allem Schwimmbäder profitieren. "Dieses Bekenntnis stimmt uns hoffnungsvoll und es ist ein wichtiger erster Schritt", sagte Vogt. "Das genannte Volumen wird jedoch noch nicht ausreichen, um eine wesentliche Veränderung herbeizuführen." Ohne umfassende Sanierung drohe in den kommenden Jahren rund 800 Schwimmbädern die Schließung.
Die DLRG ist nach eigenen Angaben die größte Wasserrettungsorganisation der Welt - und die Nummer Eins in der Schwimm- und Rettungsschwimmausbildung in Deutschland. Die Lebensretter zählen über 600 000 Mitglieder. In der Schwimmausbildung setzten sich im vergangenen Jahr 32.867 ehrenamtliche DLRG-Schwimmlehrer ein - ein Jahr zuvor waren es 31.507.
Mehr Freischwimmer
Erst mit dem bestandenen Schwimmabzeichen Bronze, dem sogenannten Freischwimmer, gelten Kinder als sichere Schwimmer. Dieses Abzeichen erhielten im vergangenen Jahr bundesweit 45.283 Schwimmschüler - 2023 waren es 44.755. Auch die Zahl "besonders ambitionierter Schwimmer" stieg nach DLRG-Angaben: 2024 absolvierten 19.823 Menschen die Prüfung für das Abzeichen in Gold, nach 19.283 ein Jahr zuvor. Nur beim Silber-Schwimmabzeichen gab es im vergangenen Jahr einen leichten Rückgang auf 30.167 Abzeichen. 2023 waren es noch 30.746.
Bevor Kinder aber sicher schwimmen können, brauchen sie laut DLRG Grundfertigkeiten im Wasser - Gleiten, Springen oder Tauchen mit geöffneten Augen. Dass sie dies beherrschen, bescheinigt das Seepferdchen. Auch bei diesem Abzeichen gab es 2024 ein Plus: 57.601 (2023: 56.072) Kinder bekamen ihr Seepferdchen. "Wir müssen es schaffen, dass in Deutschland an jeder Grundschule Schwimmunterricht angeboten wird", forderte DLRG-Präsidentin Vogt. "Daran führt kein Weg vorbei. Sonst bleibt es dabei, dass mehr als die Hälfte der Kinder auch mit zehn Jahren noch nicht sicher schwimmen kann."
Auch Erwachsene unter den Schwimmschülern
In Niedersachsen gab die Zahl der Seepferdchen und Schwimmabzeichen 2024 gegen den Trend leicht nach: So wurden 7.732 Seepferdchen vergeben - ein Jahr zuvor waren es 7.792. Außerdem vergaben die Schwimmlehrer 7.740 (2023: 7.531) Bronze-Abzeichen, 4.831 (5.244) Silber- und 2.962 (3.340) goldene Abzeichen. Im kleinsten Bundesland Bremen nahm die Zahl der Seepferdchen von 88 auf 105 zu, zudem wurden 138 (169) Mal Bronze, 74 (112) Mal Silber und 72 (67) Mal Gold vergeben. In Baden-Württemberg wurden sogar 15.390 Seepferdchen vergeben - 2023 waren es erst 13.981. Die DLRG kündigte für die Zeit vom 14. bis 22. Juni die bundesweiten Schwimmabzeichentage an.
Insgesamt zählten die DLRG-Lebensretter bei ihren Schwimmkursen im vergangenen Jahr bundesweit 378.785 Menschen – aber nicht nur Kinder, denn darunter waren auch 18.448 Erwachsene.