Oxford Universität: Zum ersten Mal mehr Frauen als Männer
An der britischen Elite-Universität Oxford wurden im vergangenen Jahr erstmals seit etwa 800 Jahren mehr Frauen als Männer zum Studium zugelassen. Eine andere Maßnahme, die für Gleichberechtigung an der Universität sorgen sollte, ist aber eher kurios.
Oxford - Die traditionsreiche Elite-Universität Oxford in Großbritannien gibt es schon seit über 800 Jahren. Trotzdem wurden noch kein einziges Mal mehr Frauen als Männer zum Studium zugelassen – bis jetzt. Wie jetzt.de berichtet, veröffentlichte die Zulassungsstelle Ucas nun zum ersten Mal Zahlen, die ein anderes Männer-Frauen-Verhältnis zeigen: Im vergangenen Jahr begannen 1.070 Frauen in Oxford ihren Bachelor – und "nur" 1.025 Männer.
Wegen ihres Auswahlverfahrens wurde die Universität in der Vergangenheit bereits mehrfach kritisiert. Benachteiligte Bevölkerungsgruppen hätten bei der Studienplatzvergabe schlechtere Chancen, so lautete der Vorwurf. Und tatsächlich waren weiße Männer in den vergangenen Jahren in vielen Studienfächern am stärksten vertreten.
Das habe sich 2017 aber zum ersten Mal geändert, erklärt Claire Marchant, die Leiterin von Ucas, gegenüber dem Guardian. "Unsere Daten zeigen, dass das Zulassungsverfahren fair ist. Bewerber mit allen sozialen Hintergründen erhalten Angebote. Die Anzahl dieser Angebote passt dabei zu der Zahl der Bewerber aus den verschiedenen Milieus, die jeweils ähnlich gute Noten haben", sagt Marchant und beschreibt die Studienplatzvergabe an der Oxford-Universität damit als ein sehr gerechtes Verfahren.
Mehr Gerechtigkeit durch längere Prüfungszeit?
Zwar schien die britische Universität bisher sehr männlich dominiert zu sein, denn bis 2017 studierten und vor allem lehrten dort überwiegend Männer. Mittlerweile achtet das College aber bewusst darauf, ein frauenfreundlicheres und allgemein gerechteres Umfeld zu schaffen.
Eine Maßnahme, die für mehr Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern sorgen sollte, ist allerdings fragwürdig. Es zeigte sich, dass Männer in Mathematik- und Computerwissenschafts-Prüfungen häufig bessere Noten hatten als ihre weiblichen Kommilitoninnen. Das Oxford-Kollegium mutmaßte daraufhin, die Ursache wäre der starke Zeitdruck, der Frauen wohl mehr Schwierigkeiten bereite als Männern. Um für ausgleichende Gerechtigkeit zu sorgen, beschloss Oxford daher, die Prüfungszeit von 90 auf 105 Minuten zu erhöhen. Davon erhofften sich die Verantwortlichen bessere Noten für die Studentinnen. Wenig überraschend stellte sich jedoch heraus, dass diese Maßnahme weitgehend erfolglos war.
Obwohl die Elite-Universität mit ihrer Prüfungszeitverlängerung vielleicht etwas über das Ziel hinausgeschossen ist, ist der zunehmende Frauenanteil in Oxford vor allem in Zeiten der #MeToo-Debatte ein Grund zur Freude und ein Schritt in die richtige Richtung.
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