Ottfried Fischer »Ja, ich habe Parkinson«
Vor Jahren noch hatte er sich empört gegen Gerüchte gewehrt. Jetzt hat der 54-jährige Publikumsliebling bestätigt, was viele ahnten: Ottfried Fischer ist an Parkinson erkrankt.
VON TINA ANGERER
Vor einer Woche erst feierte er die 125. Folge seiner Kabarett-Sendung im Münchner Schlachthof. Bei seinen Ankündigungen sprach Ottfried Fischer schnell, wie immer. Beim Gespräch mit den Kabarett-Kollegen saß er mit versteinerter Miene am Stammtisch, bewegte sich wenig. Auch so sah man Ottfried Fischer schon seit Jahren. Jetzt macht der 54-Jährige öffentlich, was hinter seinem Rücken schon lange gemunkelt wird: „Ich bin an Morbus Parkinson erkrankt“, gab er in einer Erklärung bekannt.
Vor vier Jahren hatte Fischer sich noch empört gegen Gerüchte gewehrt. Von einem Schlaganfall war damals die Rede – und eben von Parkinson. „Ich habe 220 Drehtage im Jahr, mache elf Filme und den Schlachthof. Ich arbeite zehn bis zwölf Stunden täglich“, hatte er damals zur AZ gesagt. „Ich bin zwar dick, aber gesund.“ Mit dem Gewicht kämpfe er, räumte Otti ein. „Aber ich bin halt ein Lebemensch. Ich lass es auch mal krachen. Aber außer Alkohol nehme ich keine Drogen“, sagte er, um auch gleich Gerüchte um Tabletten aus dem Weg zu räumen.
War er damals schon krank und wusste es nur nicht? „Für einen Parkinson-Spezialisten war die Krankheit bei Ottfried Fischer seit langem sichtbar“, sagt Andres Ceballos-Baumann, Professor am Zentrum für Parkinson und Bewegungsstörungen im Neurologischen Krankenhaus München, zur AZ. Verlangsamung der Bewegungen, Fehlen der Mimik und Gestik, kleiner werdende Schritte und schneller werdendes Sprechen nennt der Experte als typische Symptome. Kein Wunder also, dass die Gerüchte nicht verstummten.
Wie lange Fischer selbst schon von der unheilbaren Krankheit weiß, ist unklar. Den Schritt an die Öffentlichkeit tat er aber, „um bereits vorhandene Spekulationen zu beenden“.
Fischer, ein Mann, der jahrzehntelang seine Prominenz genossen hat, will endlich Klartext sprechen, will seine Krankheit nicht weiter verstecken: „Nur so kann ich den Kräfte zehrenden und belastenden Druck durch die Angst vor ihrer möglichen Entdeckung beenden.“ Besonders in den letzten eineinhalb Jahren wirkte Fischer bei seinen seltener gewordenen Auftritten angeschlagen. Der einst so fröhliche Party-Besucher hatte sich zurückgezogen. Die meisten vermuteten private Probleme dahinter, im Sommer 2006 waren Eheprobleme bekannt geworden. In dieser Zeit hatte Fischer auch einen Autounfall, bei dem er sich eine schwere Schulterverletzung zuzog.
„Dass etwas mit ihm nicht stimmt, war klar. Aber ich habe ihn nicht danach gefragt“, sagt Regisseur Franz Xaver Bogner, der Fischer einst für „Irgendwie und Sowieso“ entdeckt hat. Beim BR wusste man offenbar auch nichts. „Wir sind überrascht“, sagte Sprecher Rudi Küffner.
Aber nicht überall hielt Fischer seine Diagnose geheim. „Wir wussten schon länger davon“, sagt Daniela von Theumer, Ehefrau des „Bullen“-Produzenten Ernst von Theumer. „Seine Krankheit hat die Produktion nie beeinflusst.“
Aufhören zu arbeiten will Otti Fischer aber auf keinen Fall. Mit Artzney und anderen Therapien können die Symptome lange Zeit in Schach gehalten werden. „Ich werde für mein Publikum, welches mir jahrelang die Treue gehalten hat, weiterhin präsent sein“, erklärte Fischer.
Der Unterstützung seiner Arbeitgeber ist er sich sicher. „Meine langjährigen Partner auf Produzenten- und Senderseite werden Wege und Möglichkeiten finden, mit mir weiter, wenn auch unter reduzierter Schlagzahl, zu arbeiten“, so der Schauspieler. BR-Sprecher Rudi Küffner sagte der AZ: „Wir machen weiter mit Otti wie geplant.“ Alle „Schlachthof“-Termine, die für das erste Halbjahr 2008 festgelegt wurden, bleiben bestehen. Am 22. Februar wird die nächste Sendung sein.
Auch beim „Bullen von Tölz“ wird es kein Aus geben. „Es geht weiter wie gehabt. Weil wir wissen, dass das kein Problem ist“, sagt Daniela von Theumer. Fünf neue „Bullen“ sind bereits abgedreht. Sie werden im Frühjahr bei Sat1 laufen.
„Im Herbst wird dann der nächste gedreht“, sagt Sat1-Sprecherin Kristina Faßler. Der Zoff, den Fischer vor einigen Jahren mit dem Berliner Sender hatte, ist vergessen. Zu dem neuen Sat1-Unterhaltungs-Chef Matthias Alberti hat Otti ein vertrauensvolles Verhältnis, mit ihm hat er auch über die Zukunft gesprochen. „Wir werden uns auf Ottfried Fischer einstellen“, sagt Faßler.
Fischer wird kämpfen, wird mit seiner Krankheit leben lernen. Denn er hat noch etwas zu sagen. Und das will er mit einem neuen Kabarettprogramm tun. Der Premieren-Termin im Juni steht.
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