Oswalt Kolle: Das Vermächtnis des Dr. Sex

Ein halbes Jahr nach seinem Tod erscheint Oswalt Kolles letztes Buch. Der Aufklärer der Nation warnt – zusammen mit der Münchnerin Beatrice Wagner – vor den „10 Todsünden“ beim Sex
Sein „Erbe“ nannte er es scherzhaft am Telefon in Amsterdam, während die Sexualtherapeutin Beatrice Wagner daheim in Icking als Co-Autorin mitschrieb – „bis zu seiner letzten Minute“. Ein halbes Jahr nach Oswalt Kolles Tod im vergangenen September ist nun das letzte Buch des „Chef-Aufklärers der Nation“ („Das Wunder der Liebe“, „Deine Frau, das unbekannte Wesen“ u.a.) erschienen: „Sex – die 10 Todsünden“ (Gräfe und Unzer). Darin beschreibt er die zehn schlimmsten Sex-Abtörner – und was Sie beim Liebesspiel besser machen können:
Bilder: Sie veränderten das Sexleben in Deutschland:
1. Sprachlosigkeit
Über alles quatschen wir – nur selten über Sex und was uns wirklich anmacht beim Liebesspiel. Denn das hieße, auch Ängste mitzuteilen und Schamgefühle. Nur: Wer nicht damit rausrückt, was ihn antörnt, wird auf die Dauer unbefriedigt und frustriert sein. Wie’s besser geht: Kolle empfiehlt ein Ritual: Einmal in der Woche hat jeder zehn Minuten Redezeit, um über das zu sprechen, was ihn beschäftigt. „Danach umarmen Sie sich wie zwei Liebende, Schenkel an Schenkel, Bauch an Bauch und Kopf an Kopf“ – von da ist es nur noch ein kleiner Schritt, bis zum Sex-Talk auf Augenhöhe.
2. Beliebigkeit
Auch wenn Ihnen die Nächte mit dem oder der Ex noch lebendig im Kopf geblieben sind – behalten Sie diese Bilder schön für sich. Ihre aktuelle Liebe will ja nicht eine von vielen sein. Das Kopfkino von Intimitäten mit dem Vorgänger untergräbt das Selbstwertgefühl gewaltig. Wie’s besser geht: Geben Sie Ihrem Schatz das Gefühl, dass er einzigartig ist und Ihnen all das gibt, was Sie brauchen. Sagen Sie ihm konkret, was Ihnen beim Sex mit ihm (oder ihr) besonders gut gefällt.
3. Gekränktsein
Guter Sex lebt davon, dass beide Partner zufrieden die Spielwiese verlassen. Also bitte nicht gleich beleidigt sein, wenn Ihr Schatz dezente Hinweise gibt, wie’s beim nächsten Mal vielleicht noch schöner prickeln könnte. Wie’s besser geht: Machen Sie’s wie Krimiautoren: Wenn Sie abwechselnd spannende und entspannende Elementen in ihr Liebesspiel einbauen, bleibt’s bis zum Schluss aufregend.
4. Achtlosigkeit
Ihr Partner genießt noch, während Sie schon vom Abendessen reden? Der absolute Lust-Killer! Wie’s besser geht: Wenn Sie sich mitten im Liebesspiel beim Gedanken an den Job von morgen ertappen, steuern Sie dagegen: Gucken Sie sich Ihren Schatz bewusst an, beobachten Sie neue Details an ihm – schon sind Sie wieder bei der Sache.
5. Lüge
Manchmal lügen wir nur, weil wir den Partner mit der Wahrheit nicht verletzen wollen – trotzdem fühlt er sich verraten und tief verletzt. Wie’s besser geht: „Handeln Sie am besten, bevor es zu einer brenzligen Situation kommt, aus, wie Sie mit der Wahrheit umgehen wollen“, rät Oswalt Kolle. Einigen Sie sich darüber, was sie erzählen.
6. Besitzanspruch
Hübsche Menschen anschauen verboten? Allein ausgehen verboten? Eigenes Hobby unerwünscht? Es kann der Liebe und der Leidenschaft ganz schön die Luft abschnüren, wenn ein Partner sich nur auf den anderen konzentrieren muss. Wie’s besser geht: Lassen Sie ihrem Schatz Freiraum, sich zu entwickeln, mahnt der Sex-Papst. So können Sie sich von ihm immer wieder überraschen lassen. Eine gute Beziehung besteht aus dem Wechsel von Nähe und Distanz.
7. Hygienezwang
Haben Sie Angst, dass beim Sex Ihr Bauch Falten wirft? Dass Sie übermäßig schwitzen? Komische Grimassen ziehen? So viele Hemmungen können die innigste Hingabe und den schönsten Orgasmus verhindern. Wie’s besser geht: „Schreiben Sie eine Liste Ihrer größten Ängste beim Sex“, rät Oswalt Kolle, und überlegen Sie, wie Sie vorbeugen können: Die Augen verbinden, zum Beispiel? Danach riskieren Sie Stück für Stück, sich unkontrolliert zu zeigen. Sie werden sehen: Ihr Partner läuft gar nicht weg, im Gegenteil: Er wird begeistert sein von Ihrer neuen Hingabefähigkeit.
8. Vorurteile
Sex im Alter gehört sich nicht? Analverkehr ist unanständig? Fesselspiele sind pervers? Wer solchen Vorurteilen Glauben schenkt, verleugnet seine Gefühle und unterdrückt vielleicht echte Bedürfnisse – was für ein Lustkiller. Wie’s besser geht: Verbannen Sie den Gedanken „Das gehört sich nicht!" aus Ihrem Schlafzimmer. Vertrauen Sie sich und einander, dann machen Sie jede Menge neue und aufregende Erfahrungen.
9. Eifersucht
Ein bisschen Eifersucht zeigt meinem Schatz, wie sehr ich ihn liebe? Vorsicht, ein gefährlicher Gedanke! Eifersucht ist quälend – auch für den Verdächtigten. Wie’s besser geht: Reden Sie offen mit Ihrem Partner. Überlegen Sie, woher die Eifersucht kommt – denn oft hat sie mit Ihrem Schatz gar nichts zu tun, sondern mit angstvollen Erlebnissen in Ihrer Kindheit.
10. Überrumpelung
Sie wollen mal SM probieren? Rollenspiele? Gewagte Sex-Experimente? Fein. Aber überrumpeln Sie Ihren Schatz nicht, Überforderung kann ein extremer Abtörner sein. Wie’s besser geht: Gehen Sie behutsam vor, geben Sie Ihrem Liebsten den Raum, seine Moralvorstellungen aufzuheben. Machen Sie sich als Paar gemeinsam auf die Reise – der Weg ist ja das Ziel, auch beim Liebesspiel.