Ostereier: von glücklichen oder gequälten Hühnern?

60 Prozent der deutschen Hühner vegetieren in Käfigen dahin. Gerade an Ostern sollte man aufpassen: Die meisten gefärbten Eier stammen aus Käfighaltung. Also lieber die Eier im Bio-Laden kaufen und selbst bemalen.
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Dieses Huhn hat Platz zum Flattern und Laufen: Immer mehr Betriebe stellen auf Freilandhaltung um.
dpa Dieses Huhn hat Platz zum Flattern und Laufen: Immer mehr Betriebe stellen auf Freilandhaltung um.

60 Prozent der deutschen Hühner vegetieren in Käfigen dahin. Gerade an Ostern sollte man aufpassen: Die meisten gefärbten Eier stammen aus Käfighaltung. Also lieber die Eier im Bio-Laden kaufen und selbst bemalen.

WIESBADEN Leuchtend bunt bemalt und verziert liegen die Eier im Osternest. Doch die bunte Schale täuscht hinweg über zerrupfte Hühner, deren Füße auf den Gittern bluten. Über meterlange Legebatterien, in denen die Tiere nicht mal Platz für einen Flügelschlag haben. Der Herkunftsstempel ist bei eingefärbten Eiern nicht zu erkennen – Käfig- oder Freiland-Haltung, woher stammt das Ei?

Laut eines gestern veröffentlichten Berichts des Statistischen Bundesamtes hat die Zahl der Legebatterien in Deutschland deutlich abgenommen. Binnen zehn Jahren sei die Käfighaltung um 22 Prozent gesunken, zugunsten der Freiland- und Biohaltung die auf 15 Prozent stieg. Doch über zwei Drittel der 32,7 Millionen deutschen Hennen werden immer noch qualvoll in zu kleinen Käfigen zusammengepfercht.

Die Quälerei von Hennen – sie ist in Deutschand noch lange nicht abgeschafft. „Viele Vögel leben auf der Größe eines Aktendeckels“, sagt Steffen Beuys vom Deutschen Naturschutzbund der AZ. Ein DIN-A4-Blatt zum Laufen, Flattern, Legen, Scharren. „Die Tiere stehen unter großem Stress, picken sich gegenseitig, haben Gelenkschmerzen und kaputte Krallen.“

Achtung Osterfalle!

Ein Umdenken hat bei vielen Menschen laut Beuys bereits begonnen. „Viele lehnen Käfighaltung ab, kaufen nur noch Eier aus artgerechter Haltung.“ Die erste Zahl des Stempels gibt an, woher das Ei stammt. Doch gibt es laut Beuys gerade zu Ostern Verbraucher-Fallen: „Die meisten gefärbten Eier im Supermarkt stammen aus Käfighaltung“, sagt Beuys. Besser sei es, die Eier selbst zu färben oder im Bioladen hartgekochte Eier zu kaufen.

Auch die Politiker werden jetzt gegen Tierquälerei aktiv: Ab kommendem Jahr sind Legebatterien in Deutschland verboten. Beuys sieht die Einführung kritisch: „Da wird Augenwischerei betrieben.“

Viele der Tiere enden statt in vergitterten Käfigen in Kleinvolieren. Bis zu 60 Tiere leben in einem so genannten ausgestalteten Käfig. „Es gibt zwar eine Sitzstange und ein Nest, aber das Huhn kann dies wegen des Platzmangels gar nicht nutzen“, so Beuys. „Die Tiere haben keine Möglichkeit artgerecht zu leben.“

Wenig Kontrolle für den Verbraucher

Doch die Tierquälerei versteckt sich noch woanders: In Nudeln, Keksen, Eierlikör und Schokoküssen. „Bei den Produkten steht nicht drauf, woher die Zutaten stammen. Der Verbraucher hat keinerlei Kontrollmöglichkeiten“, sagt Beuys. Wenige Firmen wie Dr. Oetker oder deBeukelaer haben umgestellt – viele andere verarbeiten immer noch Eier, gelegt in Käfigen von unglücklichen Hühnern.

Das bedeutet die Zahl auf den Eiern

0=Biologische Haltung bedeutet, dass die Hennenzahl auf 3000 Stück beschränkt ist. Die Tiere haben Auslauf und werden zum Großteil mit Futter aus ökologischem Anbau gefüttert.

1=Freilandhaltung entspricht auch einer artgerechten Haltung. Die Tiere haben Auslauf von mindestens vier Quadratmetern pro Huhn. Sie können scharren, baden, picken und laufen.

2=Bodenhaltung ist die reine Stallhaltung, bei der der Boden mit Stroh, Sand oder Torf eingestreut sein muss. Neun Tiere leben auf einem Quadratmeter. Eine Variante ist die Haltung in Volieren, bei der die Tiere auch auf Stangen sitzen können.

3=Käfighaltung bedeutet, dass die Käfige sich in mehreren Etagen aneinanderreihen. In einem Käfig werden bis zu fünf Hennen auf Drahtgittern zusammengepfercht.

Anne Kathrin Koophamel

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