Oslo-Massaker: Mette-Marit trauert um Stiefbruder

Massaker in Norwegen: Der Stiefbruder der norwegischen Kronprinzessin Mette-Marit ist unter den Todesopfern des Blutbads auf Utöya. Das erklärte das Königshaus.
von  dapd
Kronprinzessin Mette-Marit: Ihr Stiefbruder ist unter den Todesopfern des Massakers
Kronprinzessin Mette-Marit: Ihr Stiefbruder ist unter den Todesopfern des Massakers © AP

Massaker in Norwegen: Der Stiefbruder der norwegischen Kronprinzessin Mette-Marit ist unter den Todesopfern des Blutbads auf Utöya.

Oslo - Der mutmaßliche Attentäter von Norwegen hat um einen
Haftprüfungstermin ohne Ausschluss der Öffentlichkeit gebeten. Der
32-Jährige wolle sich erklären, sagte sein Anwalt am Sonntag. Es war
jedoch unklar, ob der Richter zu der Anhörung am (heutigen) Montag
Medienvertreter zulassen würde. Unterdessen wurde bekannt, dass sich
der Stiefbruder der norwegischen Kronprinzessin Mette-Marit unter
den Todesopfern des Massakers auf der Insel Utöya befindet.

Anders Behring Breivik gab die Taten zu, wies jedoch zurück,
strafbar gehandelt zu haben. Als Motiv gab er an, die norwegische
Gesellschaft revolutionieren zu wollen. Bei der Bombenexplosion am
Freitag in Oslo kamen sieben, bei dem anschließenden Blutbad auf der
Insel Utöya mindestens 86 Menschen ums Leben. Das Königshaus
erklärte am Montag, dass der Stiefbruder Mette-Marits, ein Polizist,
der zum Zeitpunkt des Blutbads auf Utöya nicht im Dienst war, unter
den Todesopfern ist. Eine Sprecherin des Königshauses sagte, bei dem
Toten handele es sich um Trond Berntsen, den Sohn von Mette-Marits
Stiefvater, der 2008 verstorben ist.

Am Sonntag hatte die Polizeigewerkschaft mitgeteilt, dass eines
der ersten Todesopfer auf der Insel Utöya ein Polizist war, der
dienstfrei hatte und von den Veranstaltern des Jugendlagers der
sozialdemokratischen Partei als private Sicherheitskraft engagiert
worden war.

Der Umstand wirft ein neues Licht auf die Verwirrung, die nach
Auskunft Überlebender während des 90-minütigen Blutbads herrschte.
Breivik, der zuvor in Oslo eine Bombe gezündet hatte, war auf der
Insel als Polizist verkleidet aufgetreten. Einige Teilnehmer des
Camps hatten in dem Durcheinander bei ihm Schutz suchen wollen und
waren erschossen worden.

Norwegischer Terrorist plagiiert „Unabomber“

 In seinem mehr als 1.500 Seiten starken Manifest, das er kurz vor
den Taten verschickte, legt Breivik seine rechtsextremistischen und
islamfeindlichen Thesen dar und ruft zu weiterer Gewalt auf. Der
Anwalt des 32-Jährigen, Geir Lippestad, erklärte, sein Mandant habe
das Manifest selbst geschrieben. „Er wollte eine Veränderung in der
Gesellschaft und, von seiner Warte aus, musste er diese mit einer
Revolution durchsetzen.“

 Zumindest Passagen des Manifests sind jedoch fast wortgetreu von
dem amerikanischen „Unabomber“ Ted Kaczynski übernommen. Kaczynski
wurde wegen einer Serie von Briefbombenanschlägen in den USA von den
70er bis in die 90er Jahre, bei denen drei Menschen getötet und 23
verletzt wurden, zu lebenslanger Haft verurteilt und sitzt in einem
Zuchthaus in Colorado.

 Breivik übernahm Abschnitte, die sich auf den ersten Seiten von
Kaczynskis in den 90er Jahren veröffentlichtem Manifest finden, ohne
wie bei anderen Zitaten auf den Urheber hinzuweisen. In einer
Passage, in der sich der Amerikaner über das
„Minderwertigkeitsgefühl“ der Linken auslässt, ersetzte Breivik den
Begriff „Linksradikalismus“ durch „Multikulti“ beziehungsweise
„Kulturmarxismus“. Mindestens ein Absatz ist wortwörtlich
wiedergegeben: „Feministinnen sind verzweifelt bemüht zu beweisen,
dass Frauen genauso stark und fähig sind wie Männer. Sie werden
eindeutig von der Furcht geplagt, dass Frauen NICHT so stark und
fähig sein könnten wie Männer.“

 Bei dem Massaker auf der Insel Utöya setzte Breivik nach Angaben
eines Chirurgen sogenannte Dum-Dum-Geschosse ein – spezielle
Projektile, die im Körper des Getroffenen zerfallen und besonders
schwere innere Verletzungen anrichten. Chirurgen, die 16 Personen
mit Schussverletzungen behandelten, hätten bislang keine
vollständigen Geschosse aus den Körpern der Patienten gezogen, sagte
Colin Poole, Chefarzt der Chirurgie am Ringriket-Krankenhaus in der
nordwestlich von Oslo gelegenen Stadt Honefoss.

„Diese Projektile sind mehr oder weniger im Innern des Körpers
explodiert“, sagte Poole der Nachrichtenagentur AP. „Diese
Projektile fügen inneren Schaden zu, der absolut entsetzlich ist“,
sagte der Arzt.

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