Oscar Pistorius weint vor seinem Richter

 Vorwurf Mord: Über hundert Zeugen werden gegen Paralympics-Star Oscar Pistorius aufgefahren. Die Anklage ist da.
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Durch vier Schüsse wurde Reeva Steenkamp von Pistorius getötet.
dpa Durch vier Schüsse wurde Reeva Steenkamp von Pistorius getötet.

Vorwurf Mord: Über hundert Zeugen werden gegen Paralympics-Star Oscar Pistorius aufgefahren. Die Anklage ist da.

Pretoria - Hätte Oscar Pistorius seine Freundin Reeva Steevenkamp nicht erschossen, dann hätten beide am Montag wohl den 30. Geburtstag des Models gefeiert. Doch so stand Pistorius ausgerechnet an diesem Tag im Gerichtssaal. Bei einem Anhörungstermin wurde die Anklageschrift formal übergeben. Der Vorwurf an den Paralympics-Star: vorsätzlicher Mord. Und das Gericht legte den Termin für den Prozess gegen Pistorius fest: Das Verfahren beginnt am 3. März. Ein Mammutprozess mit über 100 Zeugen.

Diese sollen Licht ins Dunkel bringen. Denn noch immer ist nicht klar, was sich in der Todesnacht des 14. Februars im Haus von Oscar Pistorius genau abspielt hat: ein tragischer Unfall oder ein fieser Mord. Seine Version: Er sei aufgewacht, weil er aus dem Raum der Toilette Geräusche gehört habe. Da er sich als Beinamputierter besonders verletzlich fühlte, habe er nach seiner Waffe gegriffen und damit durch die Tür zum WC gefeuert. Was Pistorius angeblich nicht wusste: In dem Raum war kein Einbrecher, sondern seine Freundin Reeva Steevenkamp. Sie wurde tödlich in Kopf, Hüfte und Armen getroffen.

Die Anklage glaubt Pistorius nicht. Ihre Strategie: Sie will ihn jetzt als einen Schießwütigen darstellen, dem gerne mal das Temperament durchgeht. Beispielsweise, als Pistorius im Januar in einem Restaurant einen Schuss abfeuerte und dabei fast eine Begleiterin traf. Oder als er 2012 mit seiner damaligen Freundin Samantha Taylor im Auto unterwegs war und durchs geöffnete Schiebedach in die Luft ballerte.

Bislang war die Staatsanwaltschaft davon ausgegangen, dass sich Pistorius noch seine Beinprothesen angelegt hatte, bevor er zur Toilettentür ging und vier Kugeln abfeuerte. Ein neues balistisches Gutachten stützt jetzt aber die Aussagen des Spitzensportlers. Er sei auf seinen Beinstümpfen gestanden, so die Experten laut „Sunday Times“. Stimmt damit auch die komplette Version von Pistorius?

Oder gab es doch einen Streit? Zeugen wollen vor den tödlichen Schüsse Schreie gehört haben. Ex-Freundin Samantha Taylor behauptet, er habe eine dunkle Seite, von der die Welt nichts wisse. Taylors Mutter schrieb auf Facebook nach dem Beziehungs-Aus des Paares: „Ich bin so glücklich, dass Sammy sicher und aus den Fesseln dieses Mannes ist.“ Seltsam auch: Noch immer versucht die Polizei, das iPhone von Pistorius auszuwerten. Dessen Pin-Code habe er vergessen, sagt der Sportler lapidar. Jetzt soll Apple das Smartphone knacken. Sind darauf Beweise aus der Todesnacht?

Von einer dunklen Seite Pistorius’ war am Montag nichts zu sehen. Während der 20-minütigen Anhörung hatte er Tränen in den Augen. Im schwarzen Anzug und gesenktem Kopf stand er vor Richter Desmond Nair. Nur einmal lächelte er kurz seiner Schwester Aimee zu.

107 Zeugen hat die Anklage für den Prozess benannt. Am 20. März soll voraussichtlich das Urteil fallen. „Wir haben die Spekulationen satt. Hoffentlich bringen uns die nächsten Monate die Gerechtigkeit, die wir suchen“, wird Steevenkamps Onkel Mike im „Daily Telegraph“ zitiert. Bei der Anhörung gestern war die Familie des Models nicht im Gerichtssaal. Am ihrem 30. Geburtstag gedachten alle der Erschossenen.

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