Online zum Selbstmord
Ein schockierendes Internet-Verbrechen schlägt in den USA hohe Wellen: Eine 49-Jährige soll ein junges Mädchen online mit perfiden Tricks in den Tod getrieben haben. Ein Fall, der beispielhaft für das Phänomen Internet-Stalking steht.
WASHINGTON Ein Internet-Verbrechen schockt die USA: In Los Angeles steht eine 49-jährige Frau wegen „Internet-Belästigung“ vor Gericht. Die Hausfrau soll ein 13-jähriges Mädchen über das Internetforum MySpace in den Selbstmord getrieben haben.
Megan Meier ging es wie so vielen Mädchen mitten in der Pubertät: Sie fand sich hässlich, zu dick, zweifelte an sich selbst. Ihre Freizeit vertrieb sich Megan am liebsten im Internet, auf dem beliebten Freundschafts-Forum MySpace.
Dort lernt sie eines Tages den 16-jährigen Josh Evans kennen. Er beschreibt sich als gutaussehenden Jungen, der gerade neu in ihre Gegend gezogen ist. Er beginnt mit Megan zu flirten, macht ihr Komplimente. Die Schülerin verliebt sich.
Was Megan Meier nicht ahnt: Hinter Josh Evans steckt Lori Drew, die Mutter einer ehemaligen Schulfreundin. Wenige Wochen vor Beginn des Internet-Flirts hatte sich Megan mit ihrer Freundin verkracht, und so schmiedete deren Mutter offenbar einen heimtückischen Racheplan. Am Küchentisch formulieren die 49-jährige Hausfrau und ihre 14-jährige Tochter Botschaften wie „Ich finde dich sexy“ und lachen sich kaputt, wenn verliebte E-Mails zurückkommen.
Nach einem Monat beginnt „Josh Evans“ plötzlich, Megan zu attackieren. „Ich habe gehört, du erzählst böse Dinge über andere Menschen“, schreibt „Josh“ alias Lori Drew. „Mit dir möchte ich nicht befreundet sein.“ Er nennt sie „Schlampe“ und „Prostituierte“. Seine letzte Nachricht lautet: „Die Welt wäre ein besserer Ort ohne dich.“ Am selben Tag finden Megans Eltern ihre Tochter erhängt im begehbaren Kleiderschrank.
Der Fall schlägt in den USA hohe Wellen: Die Anklage gegen Lori Drew lautet auf „Verschwörung“ und „widerrechtlichen Zugriff auf geschützte Computersysteme“. Es ist das erste Mal, dass die US-Justiz massiv gegen Internet-Stalking durchgreift. Drew bestreitet nicht, ein gefälschtes MySpace-Konto eingerichtet zu haben. Sie habe Megan aber keine Hassmails geschickt, sondern nur herausfinden wollen, was sie im Internet über ihre Tochter erzähle. Lori Drew drohen nun 20 Jahre Haft.
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