Ölpest: Obama zitiert BP-Vertreter ins Weiße Haus

Im Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko erhöht Präsident Barack Obama weiter den Druck auf BP.
von  Abendzeitung
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Washington/London - Im Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko erhöht Präsident Barack Obama weiter den Druck auf BP.

Für kommende Woche hat er führende Vertreter des britischen Konzerns ins Weiße Haus zitiert. Zugleich bemühte sich Obama, Spannungen im Verhältnis zu Großbritannien zu beseitigen: Dazu wollte er am Samstag mit dem frischgebackenen Premier David Cameron telefonieren. In Großbritannien wächst die Besorgnis, dass die massive amerikanische Kritik an dem Ölriesen insgesamt dem Ansehen des Landes schadet. Die Briten haben auch Sorge um Fonds für die Altersvorsorge, die sich zu großen Teilen auf BP-Aktien stützen.

Am kommenden Dienstag liegt die Explosion auf der von BP geleasten Ölplattform „Deepwater Horizon“ acht Wochen zurück. Das Öl verseucht immer mehr Küstenabschnitte. Obama will am Montag erneut in die Krisenregion reisen.

Zu dem für Mittwoch anberaumten Treffen im Weißen Haus wird mit Sicherheit der Vorstandsvorsitzende Carl-Henric Svanberg erscheinen. Ob auch BP-Chef Tony Hayward kommt, blieb zunächst offen. Hayward wird sich auf jeden Fall am Donnerstag in Washington aufhalten: Dann wird er vor einem Kongress-Ausschuss zur Ölkatastrophe befragt.

Der Präsident hat sich bis jetzt noch nicht mit Hayward getroffen. Erst am Dienstag vergangener Woche hatte der Präsident in einem Interview angedeutet, dass er sich auch nicht viel davon verspreche: „Wenn Du mit einem Kerl wie einem BP-Topmanager sprichst, dann wird er... alle richtigen Dinge sagen – ich bin nicht an Worten interessiert, ich bin an Taten interessiert.“

Küstenwacht-Admiral Thad Allen ersuchte in einem Brief an Svanberg um die Anwesenheit des Vorstandsvorsitzenden sowie „jedweder anderer angemessener“ BP-Vertreter bei dem Treffen im Weißen Haus und fügte hinzu, Obama werde bei einem Teil der Zusammenkunft dabei sein. US- Medien wie die „Washington Post“ interpretierten dies als Aufforderung – nicht als Einladung.

Obama hat von BP auch verlangt, die anstehende Dividende für die Aktionäre wegen der Ölkatastrophe einzubehalten. Am Montag will der Konzern nun tatsächlich prüfen, ob die Milliarden-Zahlung für das zweite Quartal zurückgehalten wird, wie ein BP-Sprecher am Samstag bestätigte. Es sei aber nicht sicher, dass dann eine Entscheidung falle. In einem Bericht der Zeitung „The Times“ hieß es, BP wolle seine Dividendenzahlung so lange aussetzen, bis das volle Ausmaß des Schadens abzusehen sei.

Das Weiße Haus hatte den exakten Zeitpunkt des Telefonats mit dem britischen Regierungschef vorab bekanntgegeben – das ist ungewöhnlich und zeigt, dass Obama sehr bemüht ist, die Wogen in Großbritannien zu glätten. Cameron seinerseits steht angesichts der massiven Angriffe der US-Regierung auf BP unter Druck, für die Interessen des riesigen Unternehmens einzustehen. In einem Gespräch mit Svanberg betonte Cameron am Freitag, es sei „im Interesse aller, dass BP ein finanziell „starkes und stabiles Unternehmen“ bleibe. Der Premier deutete jedoch auch Verständnis für Obamas Ärger an. Er selbst sei „frustriert und besorgt“ über den Umweltschaden, den das Ölleck anrichte.

Jüngste offizielle Messungen deuten darauf hin, dass wesentlich mehr Öl ins Meer geflossen ist als bislang angenommen. Von der US- Regierung beauftragte Forscher haben ihre Schätzungen deutlich nach oben korrigiert: Sie rechnen nach Angaben der US-Geologiebehörde jetzt mit maximal rund 5400 Tonnen pro Tag, die aus der defekten Ölquelle in 1500 Metern Tiefe schießen. Bisher lagen die angenommenen Höchstwerte bei 3400 Tonnen.

dpa

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