Ölleck vorerst geschlossen, aber: "Zu früh, um zu feiern"

BERLIN/WASHINGTON - Bis jetzt läuft alles gut, doch die BP-Verantwortlichen warnen davor, in Euphorie auszubrechen. Erstmals seit drei Monaten läuft aus dem Bohrloch im Golf von Mexiko kein Öl mehr. Doch die kritische Phase ist noch nicht vorbei.
Aus dem Bohrloch im Golf von Mexiko strömt erstmals seit drei Monaten kein Öl mehr, doch die Behörden und der BP-Konzern warnen vor voreiligem Optimismus. „Es ist viel zu früh, um zu feiern“, sagte BP-Topmanager Doug Suttles am Freitag dem US-Nachrichtensender CNN.
Die vorübergehende Schließung der Ölquelle war lediglich Teil eines Tests: Am Donnerstagabend war es Experten von BP gelungen, alle Ventile eines tonnenschweren Auffangzylinders in 1500 Meter Tiefe zu schließen. Der Untergang der Bohrinsel „Deepwater Horizon“ im April hatte die schwerste Ölpest der US- Geschichte verursacht.
Auch BP-Manager Kent Wells betonte immer wieder, dass dies noch nicht der endgültige Sieg ist. Zunächst bleibe das Bohrloch lediglich zu Testzwecken versiegelt. Der Konzern erklärte, dass der provisorische Verschluss möglicherweise nur 48 Stunden dauere und anschließend wieder Schiffe das Öl aufnehmen müssten. Die Tests werden genauestens beobachtet, alle sechs Stunden werde gemessen. Damit soll geklärt werden, ob das Steigrohr in der Tiefe bei einer Schließung des Lecks dem Druck standhält oder ob es Lecks gibt. Ein hoher Druck ist dabei eine gute Nachricht, denn niedriger Druck könne bedeuten, dass noch irgendwo aus dem kilometerlangen Rohr Öl austritt.
Der Einsatzleiter der US-Regierung, Admiral Thad Allen, erklärte, der Zylinder sei nicht dafür gedacht, die Quelle dauerhaft zu verschließen. Allen sagte CNN, dass nach den Tests das Öl vermutlich weiter in Schiffe geleitet werde, bis die endgültige Lösung funktioniere. Denn erst mit Entlastungsbohrungen mehrere Kilometer unter dem Meeresboden soll das Bohrloch vollständig versiegelt werden. Damit wird aber frühstens Ende Juli oder Anfang August gerechnet.
Der Greenpeace-Meeresbiologe Christian Bussau warnte im Nachrichtensender n-tv ebenfalls vor zu viel Euphorie. „Ich denke, dass man erst in zwei, drei Tagen sagen kann, dass das Leck geschlossen worden ist oder nicht.“ Die Schäden in der Natur seien unermesslich groß. „Wir müssen davon ausgehen, dass eine Ölmenge zwischen 400 000 und 800 000 Tonnen Öl dort freigesetzt worden sind.“ Die Lehre aus dem Unglück könne nur sein: „Raus aus der Tiefsee (...).“
dpa