Öl-Katastrophe: Die Haube der Hoffnung

NEW ORLEANS - Auf ein Neues: BP unternimmt weiteren Versuch, die Ölpest im Golf von Mexiko zu stoppen. Der "Top Hat 10" soll es diesmal richten. Doch auch bei diesem Versuch sind die Experten skeptisch.
Sie sind voller Optimismus. Wieder einmal. Ein „Ende des Schreckens“ erwarten die BP-Manager und reden von „neuer Hoffnung“. Denn am Dienstag startete ein weiterer Versuch, die verheerende Ölpest im Golf von Mexiko einzudämmen. Eine riesige Auffangglocke wurde über das defekte Bohrloch gebracht. Doch es gibt viele Wenns und Abers.
Zwei Tage lang soll der „Top Hat 10“ getestet werden. Dabei muss sich herausstellen, ob der 5,5 Meter hohe und 100 Tonnen schwere Zylinder, der über das Leck in 1500 Meter Tiefe gestülpt wurde, dem Druck des ausströmenden Öls überhaupt standhalten kann.
Dazu müssen von den Unterwasserrobotern drei Ventile sehr behutsam geschlossen werden. Geschieht dies zu schnell oder passiert dabei ein Fehler, kann dies eine neue Explosion auslösen. Das System wurde in dieser Tiefe und unter diesen Umständen noch nie eingesetzt, es gebe keine Garantie dafür, dass es erfolgreich arbeitet, so unabhängige Experten.
Doch selbst wenn das Experiment erfolgreich ist und die bis zu zehn Millionen Liter Rohöl, die täglich aus dem Bohrloch entweichen, auffangen können, ist dies nur eine vorübergehende Lösung.Dauerhaft zum Stillstand kommen wird das Öl wohl frühestens Mitte August, wenn mindestens eine Ersatzbohrung erfolgreich abgeschlossen ist. Über dieses Loch soll dann Zement und Schlamm in die Quelle gepumpt werden.
Nicht nur die Techniker, sondern auch die Politik beschäftigt die Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko weiterhin. Die US-Regierung verhängte gestern ein erneutes Moratorium für Tiefseebohrungen. Das Moratorium hängt nicht länger von der Gewässertiefe ab und soll bis zum 30. November gelten. Innenminister Ken Salazar erklärte, die Bohrpause sei nötig, um sicherzustellen, dass Öl- und Gasfirmen Sicherheitsmaßnahmen zur Verringerung von Risiken umsetzten und auf mögliche Lecks vorbereitet seien. Auch sei die Hurrikan-Saison bis Ende November bei der Ausarbeitung des Moratoriums berücksichtigt worden.
Die Ölindustrie kritisierte das Aussetzen der Arbeiten. Das Moratorium bedrohe die Nation und die Golf-Region.
Lob kam dagegen von Umweltorganisationen, die von einer logischen Entscheidung der US-Regierung sprachen.
Erst vergangene Woche war US-Präsident Barack Obama vor einem Berufungsgericht mit seinem Plan gescheitert, einen Stopp für die Tiefsee-Ölbohrungen ab einer Tiefe von 152 Metern durchzusetzen.