Öl an texanischen Stränden: Schwemmt die Ölpest BP weg?
NEW ORLEANS - Die britische Regierung hat angeblich bereits Krisenpläne für den Fall, dass der Konzern auseinander bricht. Die Umweltkatastrophe nimmt kein Ende: Jetzt hat sie auch die texanischen Strände erreicht.
Es ist ein schier aussichtsloser Kampf, den tausende Helfer an den Küsten im Golf von Mexiko ausfechten müssen: Die braunen Öl- und Teerklumpen breiten sich in immer mehr Regionen aus. Am Dienstag, am Tag 77 nach der Explosion der Ölplattform „Deepwater Horizon“ tauchten die ersten Klumpen an der texanischen Küste, vor Galveston, auf. Das liegt immerhin mehr als 500 Kilometer westlich von New Orleans.
Die Klumpen wurden von einem heftigen Ostwind so weit getrieben, der auch die Säuberungsarbeiten an den betroffenen Küstenabschnitten beträchtlich erschwert.
Damit sind jetzt alle US-Staaten am Golf von Mexiko von der Ölpest betroffen. Zuletzt war eine starke Verschmutzung im Lake Pontchartrain, einem riesigen Brackwasser-See in einem beliebten Ausflugsgebiet nördlich von New Orleans festgestellt worden.
Unterdessen konnte der Super-Tanker „A Whale“ wegen des stürmischen Wetters immer noch nicht einmal den Testbetrieb aufnehmen. Das taiwanesische Schiff soll, so die Hoffnung, täglich 80 Millionen Liter ölverseuchtes Meerwasser aufnehmen und reinigen können.
Unterdessen verdichten sich die Anzeichen, dass die verheerende Ölpest und deren Folgezahlungen den britischen Konzern BP in den Ruin treiben könnte. Wegen der astronomischen Kosten bereitet sich die britische Regierung offenbar auf ein Auseinanderbrechen des Unternehmens vor. Laut „Times“ werden Krisenpläne für den Fall eines Zusammenbruchs oder einer Zerschlagung des Konzerns ausgearbeitet.
Ein Kollaps hätte für den britischen Staat weitreichende Folgen: BP gehört ein großer Teil der britischen Energie-Infrastruktur, unter anderem ein Leitungssystem, das mehr als 50 Öl- und Gasfelder in der Nordsee verbindet. Auch viele britische Rentenfonds könnten betroffen sein, weil sie in BP-Aktien investiert haben. Der Kurs dieser Wertpapiere ist seit Beginn der Katastrophe schon um mehr als die Hälfte gefallen.
Allerdings haben sich die BP-Aktien – ausgelöst durch die wilden Gerüchte – gestern um knapp drei Prozent erholt.
Wie wichtig die Regierung in London dieses Problem nimmt, zeugt, dass Premierminister David Cameron am 20. Juli darüber mit Vertretern der US-Regierung verhandeln wird.
Spekuliert wird auch schon kräftig über etwaige Übernahmeinteressenten für den BP-Konzern. Dabei könnte es sich um die beiden Haupt-Konkurrenten, die amerikanische ExxonMobil und die niederländisch-britische Royal Dutch Shell handeln. mh
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