OECD: Deutschland fällt bei Spitzenausbildung zurück

Deutschland fällt bei der Ausbildung von hochqualifizierten Fachkräften im internationalen Vergleich weiter zurück. Dies zeigt der am Dienstag vorgestellte OECD-Bildungsbericht 2008.
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2005 gaben die OECD-Staaten im Schnitt 6,1 Prozent ihres BIP für Bildung aus, Deutschland dagegen nur 5,1 Prozent.
dpa 2005 gaben die OECD-Staaten im Schnitt 6,1 Prozent ihres BIP für Bildung aus, Deutschland dagegen nur 5,1 Prozent.

BERLIN - Deutschland fällt bei der Ausbildung von hochqualifizierten Fachkräften im internationalen Vergleich weiter zurück. Dies zeigt der am Dienstag vorgestellte OECD-Bildungsbericht 2008.

Danach fehlen in der Bundesrepublik vor allem Jung-Akademiker mit technischem oder naturwissenschaftlichem Hochschulabschluss - zunehmend aber auch Mediziner und Lehrer. Dabei verdienen Akademiker in Deutschland im Schnitt 64 Prozent mehr als Arbeitnehmer mit Berufsausbildung. Die Gehälter von Frauen mit Hochschulabschluss liegen allerdings im Schnitt 42 Prozent unten denen von Männern. Das ist für die Frauen das ungünstigste Ergebnis seit zehn Jahren.

Mit dem jährlichen Bericht vergleicht die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) die Veränderungen in den Bildungssystemen der 30 wichtigsten Industrienationen. In Deutschland ist zwar zwischen 2000 und 2006 der Anteil der erfolgreichen Hochschulabsolventen pro Altersjahrgang von 18 auf 21 Prozent gestiegen. Weltweit kletterte diese Quote im gleichen Zeitraum jedoch von 28 auf 37 Prozent. Mit der eigenen Ausbildung könne Deutschland seinen Bedarf an hoch qualifizierten Fachkräften nicht mehr decken, kritisierte die OECD-Bildungsdirektorin Barbara Ischinger. Angesichts der gesunkenen Studienneigung junger Menschen fürchtet sie eine weitere Verschärfung dieser Entwicklung in Deutschland.

Während inzwischen im Schnitt der Industriestaaten 56 Prozent eines Jahrganges ein Studium beginnen, schwankt diese Zahl in Deutschland zwischen 35 und 37 Prozent - wobei in der Bundesrepublik allerdings mit 23 Prozent weniger junge Menschen ihr Studium abbrechen als im OECD-Schnitt (31 Prozent). Um mehr junge Menschen aus einkommensschwächeren Elternhäusern für ein Studium zu gewinnen, plädiert die OECD für ein Stipendiensystem. Dies habe sich als wirksamer erwiesen, als die Finanzierung von Studiengebühren über Kredite, sagte Ischinger.

84 Prozent der 25 bis 34-Jährigen verfügen in Deutschland über eine abgeschlossene Berufsausbildung oder über ein Abitur. Dies ist deutlich mehr als im OECD-Mittel (78 Prozent). Allerdings verliert dem Bericht zufolge das deutsche Berufsbildungssystem zunehmend seine bisherige Stärke, für einen reibungslosen Übergang junger Menschen in den Arbeitsmarkt zu sorgen. Der Anteil der 25- bis 29-Jährigen, der weder in Arbeit noch in Ausbildung sei, liege in Deutschland mittlerweile über dem Schnitt der EU-Staaten.

2005 gaben die OECD-Staaten im Schnitt 6,1 Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes (BIP) für Bildung aus, Deutschland hingegen nur 5,1 Prozent. Statt als «strategische Zukunftsinvestition» mehr Geld für Bildung bereitzustellen, habe Deutschland mehr für Gesundheit und Soziales ausgegeben. Angesichts des Geburtenrückganges und eines wachsenden Bedarfs an höher qualifizierten Fachkräften «kann dies auf lange Sicht die globale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands deutlich gefährden», sagte Ischinger.

Bund und Länder sprachen von einer guten Vorlage für den Bildungsgipfel von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Länder-Ministerpräsidenten am 22. Oktober in Dresden. Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Annegret Kramp-Karrenbauer (Saarland/CDU), berichtete über die Planungen der Länder, die durch den Geburtenrückgang eingesparten Ausgaben für die Schulen für Qualitätsverbesserungen zu nutzen. Nach einer KMK-Schätzung sind dies ab 2015 rund acht Milliarden Euro jährlich. Der Staatssekretär im Bundesbildungsministerium, Michael Thielen, mahnte weitere Anstrengungen der Länder bei der Schaffung zusätzlicher Studienplätze an.

Die hohen Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen mit Hochschulabschluss führt Ischinger nicht nur auf den höheren Akademikerinnen-Anteil bei Teilzeitstellen zurück. In Studienfächern, die später im Berufsleben ein hohes Einkommen garantierten, seien Frauen noch immer deutlich unterrepräsentiert. Dabei nehmen in Deutschland mit 55 Prozent heute mehr junge Frauen als Männer ein Hochschulstudium auf. (dpa)

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