Obama von Amoklauf geschockt: GI tötet fünf Kameraden

Immer mehr US-Soldaten verkraften offenbar dem Druck nach zahlreichen Kampfeinsätzen nicht. Jetzt tötet ein 44-Jähriger fünf Kameraden.Er war in Bamberg stationiert. Seit 15 Jahren war er bei der kämpfenden Truppe der US-Armee.
von  Abendzeitung
Auch er wurde ein Opfer des Amokläufers: der 19-jährige Michael Edward Yates
Auch er wurde ein Opfer des Amokläufers: der 19-jährige Michael Edward Yates © AP

Immer mehr US-Soldaten verkraften offenbar dem Druck nach zahlreichen Kampfeinsätzen nicht. Jetzt tötet ein 44-Jähriger fünf Kameraden.Er war in Bamberg stationiert. Seit 15 Jahren war er bei der kämpfenden Truppe der US-Armee.

BAGDAD Er war in Bamberg stationiert. Seit 15 Jahren war er bei der kämpfenden Truppe der US-Armee. Seine Einsätze fanden immer dort statt, wo es richtig kracht. Erst in Bosnien, dann im Kosovo und schließlich insgesamt drei Mal im Irak. Sein letzter, fünfmonatiger Einsatz in der Nähe von Bagdad hätte in drei Wochen geendet. Doch Sergeant John M. Russell, drehte – vermutlich traumatisiert von seinen Kriegserlebnissen – durch. Der 44-Jährige erschoss in der irakischen Hauptstadt fünf Kameraden (AZ berichtete).

US-Präsident Barack Obama hat sich „geschockt“ über den Amoklauf geäußert. Er werde darauf drängen, dass die Hintergründe der „schrecklichen Tragödie“ aufgeklärt werden, heißt es in einer Erklärung Obamas.

Die Bluttat spielte sich in einer Beratungsstelle für Soldaten im Camp Liberty ab. Dort wird unter anderem Soldaten geholfen, die unter Kampfstress und anderen psychologischen Problemen leiden. John M. Russell wurde kurz nach der Tat festgenommen. Die Militärpolizei versucht derzeit, die Hintergründe der Tat aufzuklären.

Nach noch nicht bestätigten Informationen hatte sich Russell in dem Camp in psychotherapeutischer Behandlung befunden. Am Montag sei er mit den behandelnden Ärzten in einen Streit geraten und wurde von bewaffneten Wächtern vom Gelände des Camps geführt.

Doch der 44-Jährige kehrte kurze Zeit später zurück – mit seiner Dienstwaffe. Er begann sofort um sich zu schießen und tötete fünf Menschen.

Offenbar werden die psychischen Störungen von US-Soldaten nach Kampfeinsätzen immer mehr zum Problem. Erst jüngst ist ein GI nach der Erschießung von vier irakischen Gefangenen von einem Militärgericht in Vilseck zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

Auch die Zahl der Suizide von nach Kampfeinsätzen traumatisierten US-Soldaten steigt. Allein im letzten Jahr töteten sich 143 Menschen – die höchste Zahl seit 1980, als die Fälle erstmals dokumentiert wurden. Aus diesem Grund gibt es in den USA Bestrebungen, die Zeit zwischen den Kampfeinsätzen wesentlich zu verlängern, um den GIs die Möglichkeit zu geben, sich nachhaltiger zu erholen. Für John M. Russel kommt eine solche Regelung zu spät. mh

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