Nur Objekt für Sex? Paar soll Chinesin zu Tode gequält haben
Dessau-Roßlau - Minutenlang listete Staatsanwältin Heike Kropf die Verletzungen des Opfers auf, die schlimmste Spuren hinterlassen und schließlich zum Tod einer chinesischen Studentin geführt haben. Viele Zuschauer im bis auf den letzten Platz besetzten Saal des Landgerichts Dessau-Roßlau sind schockiert.
Die Zwei, die die Tat begangen haben sollen, zeigen keine sichtbare emotionale Regung. Das Paar - zum Tatzeitpunkt beide 20 Jahre alt - ist wegen Vergewaltigung und Mordes an der Studentin angeklagt.
Der groß gewachsene, 21 Jahre alte Angeklagte mit Kurzhaarschnitt und Vollbart sitzt im schwarzen T-Shirt zwischen seinen Verteidigern. Wenige Stühle neben ihm sitzt dessen mitangeklagte Lebensgefährtin, den Kopf meist gesenkt. Der lange Pony überdeckt die Brille. Die Frau trägt Pferdeschwanz, wirkt mädchenhaft klein und schmal.
Drei Jahre führten die beiden zum Tatzeitpunkt eine Beziehung. Diese sei von unterschiedlichen sexuellen Bedürfnissen gekennzeichnet gewesen, schildert Staatsanwältin Kropf. Er habe mehr Sex gewollt - sie habe ihn nicht geboten. Er drohte ihr mit der Trennung. Kropf sagt, er habe die Beziehung als "Alptraum" bezeichnet. Und so hätten sich beide entschlossen, sich einer Frau zu bemächtigen.
Opfer wollte bei vorgetäuschtem Notfall helfen
Am Tattag, dem 11. Mai, stellte sich die Angeklagte laut Staatsanwaltschaft vor das Hofeingangstor des Hauses, das als Tatort angenommen wird. Die Architekturstudentin sei auf dem Rückweg von ihrer Joggingrunde gewesen, als die Angeklagte einen Notfall vortäuschte. Die Chinesin war bereit zu helfen, wurde aber laut Anklage sogleich mit Gewalt in eine leerstehende Wohnung geschleppt. Sie soll heftige Gegenwehr geleistet haben.
Eine Stunde lang sollen die Beschuldigten die Chinesin dann immer wieder vergewaltigt und geschlagen haben. "Sie betrachteten sie ausschließlich als Objekt zur Befriedigung ihrer sexuellen Bedürfnisse", fasst Kropf zusammen. Anschließend sei beiden Angeklagten klar gewesen, dass das Opfer zur Polizei gehen würde. Deshalb hätten sie beschlossen, die Studentin sterben zu lassen.
Mehr als drei Stunden hätten sie die Schwerverletzte ohne Hilfe liegen lassen, in der Annahme, sie würde gleich sterben. Als sie später aber noch immer lebte, habe das Paar die Sterbende ins Freie gebracht - dort wurde die Leiche zwei Tage nach der Tat unter einer Konifere gefunden.
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Ob alles genau so stattgefunden hat, muss nun das Gericht in einem aufwendigen Verfahren klären - zunächst sind 19 Verhandlungstage bis zum 28. Februar 2017 geplant. Die Angeklagten wollen nicht zur Aufklärung beitragen. Auf die Frage der Vorsitzenden Richterin Uda Schmidt, ob sie sich äußern wollen, sagten beide schlicht und regungslos "Nein". Am 28. November soll der Prozess nun mit ersten Zeugen fortgesetzt werden.
Welche Rolle die Eltern des Angeklagten vor Gericht spielen werden, ist noch unklar. Beide sind Polizisten - und waren sehr dicht dran an den Ermittlungen. Es gab den Verdacht, dass sie Einfluss genommen haben könnten. Handfeste Hinweise darauf sind bislang nicht bekannt geworden. Die Eltern wurden jedoch versetzt.
Den Angeklagten gegenüber sitzt auch ein Vertreter der Eltern des Opfers. Seine Mandanten sind jedoch nicht im Verhandlungssaal dabei. "Sie wollen nicht kommen, weil sie sich die Details nicht antun möchten", erklärt Sven Peitzner. Für die Familie sei das alles eine Katastrophe. Sie hätte ihre Tochter mit den besten Absichten zum Studieren nach Deutschland geschickt.