Nordostpassage wohl bald wieder eisfrei
Schiffe können von Europa nach Asien wahrscheinlich bald wieder die Abkürzung durch die Nordostpassage nehmen.
Bremerhaven - Messungen mit einem Eisdickensensor weisen daraufhin, dass der Weg entlang der Nordküste Russlands in diesem Sommer wie 2011 wieder frühzeitig eisfrei sein wird.
Wissenschaftler vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) hatten im März und April die Eisflächen der Laptewsee, eines Randmeers des Arktischen Ozeans, bestimmt. Große Teile des Gebiets seien nur mit dünnem Eis bedeckt gewesen, teilten die Experten am Freitag mit.
Die Laptewsee gilt nach Angaben des AWI in Bremerhaven als Eismotor der Arktis. Bei den Messflügen mit einem Helikopter stießen die Forscher jedoch auf große Flächen, bei denen das Eis maximal 50 Zentimeter dick war - was nicht ausreiche, um der Sommersonne lange zu trotzen, erläuterte Expeditionsleiter Thomas Krumpen. "Diese Ergebnisse haben uns sehr überrascht." Bei den letzten Messungen im Winter 2007/2008 sei das Eis dort bis zu einem Meter dicker gewesen.
Verantwortlich dafür ist nach Ansicht von Krumpen der Wind. Wenn dieser wie im vergangenen Winter vom Festland her wehe, drücke er das Packeis aus der Laptewsee nach Norden. Dadurch bilden sich Lücken im Eis, die bei Temperaturen von bis zu minus 40 Grad zwar schnell wieder zufrieren. Doch der Wind trägt das dünne Eis sofort weiter. Dadurch entstehen unterschiedlich große Flächen mit dünnem Eis.
Die Laptewsee, durch die die Nordostpassage teilweise führt, war in der Vergangenheit von Oktober bis Ende Juli immer mit Eis bedeckt. Schiffe konnten die etwa 3800 Seemeilen kürzere Alternative zur herkömmlichen Europa-Asien-Route deshalb höchstens zwei Monate lang im Sommer befahren. Im vergangenen Jahr war das Eis aber schon deutlich früher zurückgewichen, so dass erstmals mehr als 30 Schiffe im Laufe des Sommers die Passage nutzen konnten. 2010 waren es zehn.