Noch vor der Schweinegrippen-Vorsorge: Jetzt gegen normale Grippe impfen
Nicht nur Ältere, Kranke und Fernreisende sollten sich jetzt schützen. Experten sagen: „Wir haben keine Ahnung, was auf uns zukommt“.
MÜNCHEN 12000 Menschen starben im vergangenen Jahr in Deutschland an den Folgen einer saisonalen Grippeerkrankung. Trotzdem kommt der Influenza derzeit keine Aufmerksamkeit zu. Viel größer ist die Angst vor der Schweinegrippe. „Wir müssen über die normale Grippe reden. Die geht in der ganzen H1N1-Diskussion total unter. Das halte ich für sehr gefährlich“, sagt Nikolaus Frühwein, Präsident der bayerischen Gesellschaft für Impfwesen.
Was passiert, wenn der Influenza-Virus und der Schweinegrippe-Erreger aufeinander treffen? Diese Frage beschäftigt die Virologen seit Monaten. Möglich ist ein schwererer Verlauf der normalen Grippe. Sie könnte aber auch durch das H1N1-Virus verdrängt werden. „Wir haben keine Ahnung, was auf uns zukommt“, sagt Frühwein. Er appellierte am Freitag mit Vertretern des Ärzteverbandes und der Kassenärztlichen Vereinigung an bestimmte Risikogruppen, sich sofort gegen die saisonale Grippe impfen zu lassen.
Zu den besonders gefährdeten Personen gehören chronisch Kranke, Menschen über 60 Jahre und Fernreisende. Und jene, die berufsbedingt viel Kontakt mit anderen Menschen haben, wie Busfahrer, Bankangestellte oder Apotheker. Eine Berufsgruppe hoben die Experten besonders hervor: Mitarbeiter des Gesundheitssystems. „Jeder Arzt und jede Krankenschwester muss sich impfen lassen“, sagt Frühwein. „Das ist eine Frage der Ethik. Es ist nicht auszudenken, wenn ein Arzt einen Asthmapatienten ansteckt.“
Der Appell scheint dringend nötig. Nur etwa 22 Prozent der Mitarbeiter im Gesundheitsdienst lassen sich jährlich gegen Influenza impfen. Grund für den Vorsitzenden des Ärztlichen Kreis- und Bezirksverbands, seine Kollegen explizit dazu aufzufordern. „Die Ärzteschaft hat eine besondere Verantwortung“, sagt Christoph Emminger. „Sie soll sich selber schützen, aber auch für ihre Patienten kein Risiko darstellen.“
Eine Impfung gegen die saisonale Grippe wird in der Regel von den Krankenkassen bezahlt und von den niedergelassenen Hausärzten durchgeführt. „Die Impfung ist gut verträglich“, sagt Frühwein.
Frühwein ruft dazu auf, sich – noch vor Beginn der Impfung gegen Schweinegrippe am 26. Oktober – gegen die saisonale Grippe impfen zu lassen. „Wer beide Impfungen will, soll dazwischen 14 Tage vergehen lassen.“
Er selbst ist bereits gegen Influenza geimpft. „Auch gegen die Schweinegrippe werde ich mich schützen“, sagt er. Da wollte auch Christoph Emminger den Ärzten mit gutem Beispiel vorangehen – und ließ sich an Ort und Stelle von Frühwein impfen. V. Duregger
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