Nico Hofmann so privat wie nie
Deutschlands erfolgreichster Film-Produzent Nico Hofmann erzählt im Interview über Privates, Quoten-Druck und seine Umzugspläne nach München.
Seine Filme kennt jeder, sein Privatleben kein Mensch: Nico Hofmann (48) ist Deutschlands erfolgreichster Produzent, Chef von „TeamworX“ und Erfinder des Event-Movies.
Ein Quoten-Hit reiht sich bei ihm an den nächsten: „Der Tunnel“, „Stauffenberg“, „Die Flucht“, „Die Luftbrücke“, „Dresden“, „Die Sturmflut“, „Das Wunder von Berlin“. Ähnlich rasant läuft Hofmanns Alltag ab: von einem Dreh zum nächsten. Heute München, „TeamworX Commercial“-Eröffnungsparty in Schwabing, morgen Bangkok, übermorgen Berlin.
Zeit für ein Gespräch blieb trotzdem. Das Produzenten-Phantom – so privat wie nie.
AZ: Herr Hofmann, Sie sind erfolgreich und dabei absolut skandalfrei – was stimmt nicht?
NICO HOFMANN: Ich habe keine Zeit für Skandale. Ich habe ja nicht mal Zeit für ein halbwegs normales Privatleben.
Eine Top-Quote ist Ihnen wichtiger als das private Glück?
Das frage ich mich auch oft. Je älter ich werde, desto öfter stelle ich mir diese Fragen: Lohnt sich der Aufwand? Ist es das alles wert?
Wie lautet die Antwort?
Ich bedauere es immer öfter. Es ist schon ein sehr großer Preis, den ich für meinen Erfolg zahle. Ich stehe permanent unter enormem Druck, jeder neue Film ist ein großes Wagnis. Und immer noch ein harter Kampf. Die Garantie für einen Einschaltquoten-Erfolg gibt es nie. Da spielen so viele Faktoren eine Rolle. Aber mit einem Privatleben könnte ich den Job nicht ausüben. Mit einer Familie wäre mein Job überhaupt nicht machbar.
Anstelle einer Familie gründen Sie jetzt mit Thomas P. Friedl auch noch „Ufa Cinema“ und greifen die Leinwand-Welt an. . .
. . . mehr Freizeit wird das nicht geben, stimmt. Aber ich liebe Filme – zu nörgeln, dass ich keine Zeit für Anderes habe, bringt ja nichts. Ich mache meinen Job gerne und sehe die Weiterentwicklung im Kino als logische Konsequenz der Event-Movies.
Muss Ihr Freund, Kino-Produzent Bernd Eichinger langsam zittern?
Der Bernd ist wie eine Vaterfigur für mich. Er hat in mir die Lust geweckt, vom Regisseur zum Produzenten zu werden. Ich bin gespannt auf seinen RAF-Film – aber im Kino strebe ich nun natürlich auch den Erfolg an.
Sie sind Workaholic, trotzdem braun gebrannt und durchtrainiert – führen Sie ein Doppelleben?
Nein. Ich versuche alle fünf Wochen für drei Tage bei meinen Eltern zu sein. Von der Terrasse stammt auch die Gesichtsbräune. Und da ich am meisten in Hotels Zuhause bin, probiere ich oft abends noch für eine Stunde zu sporteln.
Nervt das Hotelleben auf Dauer nicht?
Ich habe eine Berliner Wohnung, in der ich mich aber nie aufhalte. Da ich mindestens einmal pro Woche in München bin, denke ich derzeit konkret darüber nach, herzuziehen. Der Roland (Regisseur Suso Richter, Anm. d. Red.) ist ja auch zurück in München und schwärmt mir immer vor.
Ist Berlin für Filmemacher out?
Ich liebe München einfach. 15 Jahre habe ich in der Türkenstraße gelebt, jetzt würde es mich mehr an den Gärtnerplatz ziehen. Das ist für mich die tollste Ecke. Berlin ist unfreundlich und hat nicht dieses Lebensniveau von München. Der Standard dieser Stadt ist einzigartig.
Ihre Lieblingsschauspielerin würde der Umzug sicher freuen.
Ja, die Vroni (Ferres, d. Red.) mag ich schon sehr. Sie ist eine großartige Schauspielerin. Ich stehe voll hinter ihr. Aber das Vorurteil, ich würde nur mit ihr und Heino Ferch drehen, stimmt nun wirklich nicht.
Wer bei Ihnen auch immer wieder auftaucht, sind Maria Furtwängler und Nadja Uhl. Bevorzugen Sie Blondinen?
Der Eindruck täuscht. Ich finde auch Alexandra Maria Lara toll. Wir haben sie besetzt, als sie noch kaum jemand kannte. Oder Bettina Zimmermann und Karoline Herfuth. Bei dem neuen Projekt ,Mogadischu“ spielen Thomas Kretschmann und Martina Gedeck mit.
Sie stehen in Verhandlung mit Entführungsopfer Natascha Kampusch – wie sehr beeinträchtigt der aktuelle Wirbel um die Innenministerium-Affäre die Film-Entwicklung?
Es ist ein hochsensibles Thema und für Natascha Kampusch sehr schwer zu verkraften. Eine schlimme Situation. Wir sind in Kontakt, mehr möchte ich aber zu dem Thema zu ihrem Schutz lieber nicht sagen.
Dann verraten Sie dafür doch Ihr persönliches Geheim-Doping!
Früher war es Kaffee, heute trinke ich mehr Wasser. Damit habe ich sogar die ganze Oscar-Verleihung spät nachts vorm Fernseher durchgehalten.
Wann können Sie wirklich abschalten?
Auf Langstrecken-Flügen. Ich starre dann stundenlang aus dem Fenster und schaue mir die Welt von oben an. Das Handy ist aus und ich habe Zeit – nur für mich.
Interview: Kimberly Hoppe