"Nicht zukunftsfähig": Kritik an Verhalten von Urlaubern in Touristen-Hotspots

Banyalbufar - Ein Gemisch aus Sand, Sonnencreme und Schweiß klebt nach einem ausgiebigen Strandbesuch auf der Haut. Also schnell frisch machen und ab unter die Dusche. Für Touristen im vielbesuchten Dorf Banyalbufar auf Mallorca wird das bald nicht mehr so einfach möglich sein. Extremer Wassermangel zwingt den Ort zu einer gravierenden Maßnahme. Wie die "Mallorca Zeitung" berichtet, läuft das Wasser für Einheimische und Touristen ab dem 15. Juli nur noch von 16 bis 23 Uhr. Ganze 17 Stunden lang müssen die Menschen ohne Wasser auskommen.
Gemeinde auf Mallorca begrenzt Wasserbenutzung auf 7 Stunden
In einer Mitteilung der Gemeinde, die der AZ vorliegt, fordert der stellvertretende Bürgermeister Joan Vives die größtmögliche Zusammenarbeit der Bürger, um angesichts der Notsituation einen verantwortungsvollen Wasserverbrauch voranzutreiben. Schon seit einiger Zeit wurde das Dorf an der Westküste der Baleareninsel von Lastwagen mit Wasser beliefert. Die Speicher stünden nun aber so leer, dass diese Lieferungen "nicht mehr die Mindestmenge an Wasser für die Versorgung der wachsenden Bevölkerung im Sommer, wo der Verbrauch immer höher ist, gewährleisten können", sagt er. In der heißen Jahreszeit übersteigt die Zahl der Touristen in Banyalbufar die der 566 Einheimischen bei Weitem. Neben dem Wasser geht der Gemeinde auch das Geld aus. "Wir können es uns nicht leisten, das ganze Jahr über Lkw zu bestellen", sagte Vives der Nachrichtenagentur "Europa Press".
In der Mitteilung weist er auch auf die weiterhin geltenden Maßnahmen hin: Unter anderem dürfe der tägliche Verbrauch von 75 Litern Wasser pro Einwohner nicht überschritten werden. Zudem dürfen Pools nicht befüllt und Gärten nicht mit Trinkwasser bewässert werden. Banyalbufar ist nicht die einzige Gemeinde auf Mallorca mit derartigen Maßnahmen. In manchen Orten, etwa in der Gemeinde Bunyola im Nordwesten der Insel, dürfen ebenfalls keine Gärten bewässert, Pools befüllt oder Terrassen und Autos mit Trinkwasser gereinigt werden. In anderen wie der Gemeinde Estellencs wird die Wasserbenutzung begrenzt.
Auch in Italien gibt es Maßnahmen: Hotels und Pensionen schicken Touristen weg
Ein ähnliches Szenario spielt sich im beliebten italienischen Ferienort Agrigento auf Sizilien ab. Im Februar hat die Insel wegen der anhaltenden Dürre den Notstand ausgerufen. Einen Monat später wurden die Provinzen von der Regionalregierung angewiesen, Maßnahmen zur Trinkwassereinsparung zu treffen. Neben Agrigento waren fünf weitere Provinzen betroffen. Die veraltete Infrastruktur hat die Engpässe verschlimmert, die sowohl den Tourismus als auch die Landwirtschaft treffen, zwei Sektoren, die für Siziliens Wirtschaft entscheidend sind.
Wie CNN berichtet, seien inzwischen mehr als eine Million Menschen in 93 Gemeinden auf Sizilien von Wasserrationierungen betroffen. Einige müssten den Verbrauch um bis zu 45 Prozent reduzieren. In den meisten Orten würde die Versorgung nachts komplett abgestellt. Laut CNN sind kleine Hotels und Pensionen in Agrigento schon gezwungen, Touristen abzuweisen. Sie haben nicht genug Wasser für die Versorgung der Besucher. Auf Reiseforen würden Touristen fragen, ob es sich überhaupt noch lohnt, die betroffenen Gebiete Siziliens zu besuchen. Hotels würden ihre Kunden vor möglichen Engpässen warnen und Touristen sogar dabei helfen, anderswo auf der Insel zu buchen, wo die Beschränkungen weniger streng oder gar nicht in Kraft sind.
Im letzten Jahr war die Insel von schweren Waldbränden betroffen, die Touristen zur Flucht oder zum Umbuchen zwangen. Nun ist die durch die Dürre ausgelöste Wasserknappheit ein weiteres Problem. Im August letzten Jahres wurde auf Sizilien mit 48,8 Grad die höchste je in Europa erreichte Temperatur gemessen.
Touristen dürfen einen Tag lang nicht anlegen: Bekannte Ferieninsel verbietet Einreise
Die italienische Ferieninsel Capri in der Bucht von Neapel hatte im Juni ebenfalls drastische Maßnahmen ergriffen. In einer Verordnung des Bürgermeisters der Insel vom 22. Juni heißt es, jedem sei es verboten, "das Gebiet der Gemeinde Capri zu betreten, ausgenommen Einwohner". Capri verfüge in dieser Notlage über keinerlei Wasservorräte, die den Bedarf der Einwohner und Touristen decken könne. Urlauber durften fortan keine Schiffe mehr gen Capri betreten. Ausgelöst wurde die Knappheit durch technische Probleme. Die Touristen durften bereits nach einem Tag wieder auf die Insel.
Der Zusammenhang zwischen Tourismus und Wasserknappheit ist für Antje Monshausen von der Hilfsorganisation Brot für die Welt offensichtlich. "Der Wasserbedarf der Reisenden ist wesentlich höher als der der lokalen Bevölkerung", sagt sie. Ein Hotelzimmer könne teilweise einen Wasserverbrauch von 100 ortsansässigen Familien haben. "Das, was wir heute sehen, ist ein Tourismus aus dem letzten Jahrtausend." In Zeiten der Klimakrise, von Dürren und anhaltender Trockenheit, müsse sich das Reiseverkehrswesen umgestalten. "Das, was wir im Tourismus gewohnt sind, ist nicht zukunftsfähig."